Langzeitstabilität von Schmelzmatrixproteinen in der Behandlung parodontaler Defekte
D&W RedaktionSchmelzmatrixproteine werden zur Therapie parodontaler Läsionen seit Jahrzehnten mit Erfolg angewendet. Eine aktuelle Studie der universitären Arbeitsgruppen aus Frankfurt und Heidelberg untersuchte nun ihre Langzeitstabilität.
Vertikale parodontale Defekte stellen einen Risikofaktor für weiteren Attachmentverlust und späteren Zahnverlust dar. Schmelzmatrixproteine sind im Rahmen zahlreicher Studien für die Therapie parodontaler Defekte validiert und werden unter dem Produktnamen Straumann-Emdogain® erfolgreich
zur Förderung der Regeneration parodontaler Defekte oder zur Stimulation der parodontalen Wundheilung eingesetzt.
Die individuell variablen Risikofaktoren und die Lage des zu therapierenden Gebietes beeinflussen das prä- und intrachirurgische Vorgehen sowie die postoperative Nachsorge im Rahmen der unterstützenden parodontalen Therapie.
Aus klinischer Sicht und aus Patientenperspektive sind Langzeitdaten zur Entwicklung chirurgisch therapierter Defekte von besonderer Bedeutung.
Methodik der Studie zur Langzeitstabilität von Schmelzmatrixproteinen
Die in den Zentren in Heidelberg und Frankfurt therapierten vertikalen Defekte wurden in einer retrospektiven Kohortenstudie [1] nachuntersucht. Die klinischen Daten je eines vor durchschnittlich neun Jahren chirurgisch mit Schmelzmatrixproteinen therapierten vertikalen Defektes pro Patienten wurden in die Auswertung einbezogen.
Insgesamt konnten 52 Patienten eingeschlossen werden. Neun Zähne gingen über den Untersuchungszeitraum verloren. Es wurden sieben Zähne aus parodontalen, und je einer aus restaurativen beziehungsweise endodontischen Gründen extrahiert. Bei den restlichen 43 Zähnen konnte die Entwicklung der klinischen Kenngrößen dokumentiert werden.
Ergebnisse
In 86 % der Fälle wurde ein stabiles Attachment-Niveau festgestellt, das heißt, es gingen weniger als 2 mm des nach 12 Monaten erreichten Attachment-Niveaus von durchschnittlich 3 mm in den folgenden Jahren verloren. Die mittlere Sondierungstiefenreduktion nach Chirurgie betrug 4,1 mm und bei der Abschlussuntersuchung nach ca. neun Jahren unterstützender parodontaler Therapie etwa 3,8 mm.
In 60 % der Fälle konnte das wesentliche Behandlungsziel „geschlossene Zahnfleischtaschen“ erreicht werden. Es bestand zudem eine signifikante Assoziation zwischen dem vorhandenen Plaqueindex nach 12 Monaten und dem Risiko für späteren Zahnverlust. Untersucht wurde auch die Frequenz der eingehaltenen Recall-Termine im Rahmen der UPT. Im Durchschnitt nahmen die Patienten 20,4 Termine wahr, das entspricht etwa zwei Terminen pro Jahr.
Klinische Schlussfolgerungen zu Schmelzmatrixproteinen
Die Daten aus dieser Studie finden sich in Übereinstimmung mit kürzlich publizierten Angaben aus systematischen Übersichtarbeiten. Sie belegen damit grundsätzlich den möglichen Erfolg parodontaler Chirurgie mit zusätzlichen, die parodontale Regeneration fördernden Maßnahmen.
Für den Behandlungserfolg wichtig sind demnach die patientenbezogenen Einflussfaktoren adäquate Plaquekontrolle, Tabakkonsum und eine hohe Recall-Frequenz. In dieser Studie wurden Defekte mit einer ausgeprägten dreiwandigen Komponente therapiert, was die Bedeutung dieser günstigen Defektmorphologie einmal mehr unterstreicht.
Eine weitere Studienbesprechung von Clemens Walter finden Sie hier:
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* Prof. Dr. Clemens Walter erhielt seine Approbation im Jahr 2000. Von 2001 bis 2003 absolvierte er das Postgraduiertenprogramm in Parodontologie und Implantologie an der Charité Berlin. Die Promotion erfolgte 2005.
Von 2010 bis 2021 war er Leiter des Weiterbildungsprogrammes Parodontologie an der Universität Basel, wo er 2012 habilitierte. 2016 wurde er Außerordentlicher Professor an der Universität Basel, 2021 übernahm er den Lehrstuhl für Zahnerhaltung, Parodontologie, Endodontologie, Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsmedizin Greifswald.
Seit 2023 ist er an der Abteilung für Parodontologie, Orale Medizin und Orale Chirurgie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, tätig.