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Geldanlage
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Von 2009 bis 2021 waren Anleger gezwungen, sich bei Anleihen mit ungewöhnlich niedrigen Zinsen zufriedenzugeben. „Verantwortlich dafür waren die westlichen Notenbanken, die nach der Finanzkrise Staats- und Unternehmensanleihen in Billionenhöhe gekauft haben. Diese gigantische Nachfrage drückte die Renditen dieser Wertpapiere deutlich, teils in den negativen Bereich wie bei deutschen Anleihen“, sagt Stefan Eberhardt von e/r/w Vermögensmanagement mit Sitz in Stuttgart und Villingen-Schwenningen. Durch diesen Ansturm stiegen zwar die Kurse vor allem langlaufender Papiere, sodass Anleihebesitzer ihr Vermögen dennoch steigern konnten. „Aber auf diese Zuwächse konnten sich Anleger, die bei Anleihen neben den Erträgen ja vielfach Sicherheit suchen, nicht verlassen“, so der unabhängige Vermögensverwalter.

Viele Anleihen werden derzeit attraktiv verzinst

Diese Situation am sogenannten Bondmarkt endete erst, als die Notenbanken angesichts der ausufernden Inflation 2022/23 die Leitzinsen so drastisch nach oben schraubten wie seit Jahrzehnten nicht. „Parallel zu den Leitzinsen der Notenbanken kletterte die Verzinsung der Staats- und Unternehmensanleihen nach oben. Vor allem Anleihen mit sehr langer Laufzeit erlitten dadurch große Kursverluste, teils bis zu 50 Prozent“, sagt Vermögensverwalter Ottmar Wolf von Frankfurt Asset Management. Die gute Seite dieses Zins-Gewitters: „Zahlreiche Anleihen weisen eine attraktive Verzinsung auf, die den Anlegern real – also nach Abzug der Inflation von derzeit rund 2,5 Prozent – attraktive positive Renditen bietet“, so der unabhängige Vermögensprofi. Wer angesichts dieser positiven Vorgaben bei Zinspapieren zugreifen möchte, sollte jedoch einige grundlegende Dinge über Anleihen wissen, um keine herben Enttäuschungen zu erleben.

Anleihen haben Laufzeiten, Fonds meist nicht

Wer eine Einzelanleihe kauft, erhält neben dem halbjährlichen oder jährlichen Zins am Ende der Laufzeit der Anleihe in aller Regel sein Kapital zurück. Dies ist nur dann nicht der Fall, wenn der Emittent des Papiers – ein Staat oder ein Unternehmen – in der Zwischenzeit insolvent wird oder der Anleger vor Ende der Laufzeit das Papier zum aktuellen Kurs verkauft. „Im Unterschied zu einzelnen Anleihen haben Fonds bzw. ETF, die das Kapital auf mehrere Emittenten und Laufzeiten streuen, in der Regel kein Laufzeitende. Daher haben Anleger, anders als bei Einzelanleihen, keinen Anspruch, ihr Kapital zu einem vorher bestimmten Zeitpunkt vom Fonds zurückzuerhalten“, sagt Stefan Eberhardt. Allerdings könnten sie ihre Fondsanteile, wie die Anleihe auch, zu jedem beliebigen Zeitpunkt verkaufen.

Mit Fonds/ETF können Anleger ihre Erträge also nicht wie mit einzelnen Papieren planen. Inzwischen gibt es aber einige ETF mit Anleihen bestimmter Laufzeiten, die das Kapital zu einem bestimmten Zeitpunkt auszahlen.

Große Unterschiede bei Laufzeit und Risiko

Auch die Vielfalt der Papiere, die das Anleihen-Label erfasst, verwirrt die meisten Anleger. So gibt es Anleihen mit Laufzeiten von einem Monat bis zu 100 Jahren. „Darüber hinaus lassen sich die Papiere nach der Kreditwürdigkeit der Emittenten unterscheiden. Diese Bonität rangiert von „sehr sicher“ bis hin zu „sehr spekulativ‘“, sagt Ottmar Wolf.

Bundesanleihen und US-Papiere gelten den Ratingagenturen als nahezu risikofrei. Bei Unternehmensanleihen unterscheiden die Agenturen nach Wolfs Worten zwischen Investment Grade-Anleihen (IG) und High Yield-Bonds (HY). IG-Anleihen stammen von Emittenten mit guter Bonität wie Volkswagen oder Coca-Cola und bieten eine leicht höhere Rendite als Bundespapiere mit identischer Laufzeit. Die meisten Anleger könnten damit gut schlafen, so Wolf. HY-Anleihen indes werden von weniger soliden Unternehmen außerhalb des IG-Spektrums ausgegeben. „Dort sind die Renditeaufschläge deutlich höher als bei IG-Anleihen, aber auch das Ausfallrisiko“, sagt der Vermögensprofi.

Auswahl der Anleihen hängt von den Zielen ab

Ob nun eher defensive oder offensive Anleihen richtig sind, hängt vom Risikoprofil sowie den finanziellen Zielen ab. Risikofreudige Naturen können dem Aktiendepot neben IG-Anleihen auch High Yield Bonds beimischen. Wer sich mit Anleihen davor schützen will, wenn die Aktienmärkte in einem Konjunkturtief eine schlechte Zeit erleben, dürfte mit Staatsanleihen besser beraten sein. „Diese Papiere steigen im Kurs, wenn sich die Aussichten der Wirtschaft eintrüben. Bei einem Zinsanstieg aber geraten sie ebenso unter die Räder wie Aktienmärkte – siehe 2022“, sagt Vermögensverwalter Eberhardt.

120 Jahre Realrendite: Das brachten Aktien, Anleihen und Barmittel nach Inflation

Langfristige Untersuchungen haben ergeben, dass Aktien die bei Weitem rentabelste Anlageklasse sind. Ein Dollar, der 1900 in Dividendentitel investiert worden war, war 2023 kaufkraftbereinigt sage und schreibe 3.230 Dollar wert. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 6,7 Prozent nach Abzug der Inflation. Langlaufende Anleihen mit einer Restlaufzeit von mindestens 20 Jahren brachten statt des 3.230-Fachen kaufkraftbereinigt nur das Neunfache und eine jährliche Rendite von 1,8 Prozent. Noch schlechter rentierte ein Dollar, der in dieser Zeit in Anleihen mit drei Monaten Laufzeit steckte und mit 0,5 Prozent per anno rentierte. Dadurch kam es lediglich zu einer Verdopplung der Kaufkraft. Auffällig ist, dass die Daten von 2000-2023 in diesen Anlageklassen deutlich von diesen Werten abweichen. Aus statistischer Sicht ist es wahrscheinlich, dass sie sich dem langfristigen Mittel wieder annähern werden.

© MedTriX; Quelle: JP Morgan

11 wichtige Begriffe, die Anleihekäufer definitiv kennen sollten

  • Eine Anleihe ist eine Schuldverschreibung eines Emittenten, mit der er den Anlegern (Gläubigern) zusichert, ihnen in periodischen Abständen – meist jährlich oder halbjährlich – einen festen Zins zu zahlen und am Ende der Laufzeit das investierte Kapital zu erstatten. Für Anleihen wird oft auch der englische Begriff „Bonds“ verwendet.

  • Die Bonität bezeichnet die Kreditwürdigkeit eines Emittenten. Sie wird von Rating-Agenturen mit Hilfe einer Symbolsprache (etwa „AAA“ für beste Bonität) festgelegt. Bei Unternehmensanleihen wird zwischen soliden Investment Grade-Anleihen (IG) und risikoreicheren High Yield-Papieren (HY) unterschieden.

  • Der Credit Spread ist die Mehr-Rendite einer Unternehmensanleihe gegenüber einer Staatsanleihe mit identischer Laufzeit. Er ist bei Hochzins-Anleihen oft deutlich höher als bei IG-Bonds.

  • Der Emittent einer Anleihe kann ein Staat oder ein Unternehmen sein. Unternehmen zahlen so gut wie immer einen Rendite-Aufschlag gegenüber Staatsanleihen identischer Laufzeit.

  • Das Emittentenrisiko bezeichnet den Grad der Wahrscheinlichkeit, mit dem ein Staat oder ein Unternehmen nicht in der Lage ist, die vereinbarten Zinsen zu zahlen und/oder den Anlegern ihr investiertes Kapital zu erstatten.

  • Die Fälligkeit einer Anleihe ist der Zeitpunkt, zu dem das investierte Kapital – Nominalbetrag genannt – an die Anleger zurückgezahlt werden muss.

  • Der Kupon ist die Zinszahlung, die Anleihekäufer in periodischen Abständen von einem Staat oder Unternehmen erhalten.

  • Der aktuelle Kurs einer Anleihe wird börsentäglich ermittelt und hängt von mehreren Faktoren ab. Er kann über dem Emissions-Kurs der Anleihe (also über 100) oder unter diesem Ausgabekurs (über 100) notieren.

  • Die Laufzeit ist der Zeitraum, bis zu dem eine Anleihe fällig wird. Je länger die verbleibende Laufzeit (Duration), desto stärker machen sich Änderungen der allgemeinen Marktzinsen im aktuellen Kurs bemerkbar.

  • Die aktuelle Rendite einer Anleihe ergibt sich aus dem derzeitigen Anleihekurs und den noch ausstehenden Zinszahlungen (Kupons).

  • Das Zinsrisiko bezeichnet die Gefahr bzw. die Chance, dass ein Anstieg bzw. ein Sinken der allgemeinen Marktzinsen den Kurs einer Anleihe zwischenzeitlich drücken bzw. steigen lassen kann. Der Zusammenhang: Steigen die Marktzinsen, sinkt der Kurs, weil die betreffende Anleihe nun weniger attraktiv für neue Anleger ist. Sinken die Marktzinsen hingegen, steigt der Kurs der Anleihe, weil der im Vergleich dazu höhere Zins das Papier für Neu-Anleger attraktiver macht.

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