Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Abrechnung
Inhaltsverzeichnis

Das Thema Umweltmedizin nimmt immer größeren Stellenwert in der Zahnmedizin ein. Immer mehr Patienten möchten alternativ behandelt werden. Gerade jetzt haben die Patienten noch mehr das Bedürfnis individueller betreut zu werden.

Viele Menschen entwickeln aufgrund von Allergien, Umweltschadstoffen oder auch Dentalmaterialien chronische Erkrankungen. Eine Diagnose aus dem meist diffusen Krankheitsbild ist für den Zahnarzt nicht einfach zu erstellen. Mithilfe einer umfassenden Anamnese kann er den Ursachen auf die Spur kommen und dadurch eine weiterführende Diagnostik herstellen. 

Komplexe Krankheitsbilder, wie andauernde Abwehrschwäche, chronische Erkrankungen – nicht nur im Bereich der Zähne und des Kiefers oder Tinnitus – können mehrere Ursachen haben. Oft liegen Belastungen durch zu viele Schadstoffe vor, die sich überlagern und/oder verstärken. Das stellt Behandler vor immer mehr Herausforderungen.

Wie kann ein Behandlungskonzept aussehen?

Die Symptome bei Patienten können unterschiedlich sein. Oft haben sie bereits ein langes Martyrium hinter sich und wollen endlich wieder richtig essen können und sich wohlfühlen. Genau aus diesem Grund ist es von Vorteil, einen weiteren Behandlungsschritt in den Praxisalltag mit einzubauen, wie zum Beispiel die Umweltmedizin.

Jeder stellt sich zunächst die Frage „Okay, klingt interessant, das würde ich gerne angehen und auch anbieten, aber neben den Weiterbildungen, die ich benötige, wie komme ich denn an die passenden Patienten?

Durch Kooperationen mit Physiotherapeuten, HNO-Ärzten, Hausärzten und Heilpraktikern können viele Patienten an sie verwiesen werden. Diese Patienten kommen hoffnungsvoll zu Ihnen und freuen sich, wenn Sie sich Ihrer annehmen.

Um auf dem neuesten Stand zu sein, gibt es u. a. bei der Deutschen Gesellschaft für Umweltzahnmedizin (DEGUZ) verschiedene Fortbildungsangebote für alle Praxismitarbeiter. Der Behandler kann über das Kompakt-Curriculum Umwelt-ZahnMedizin fundierte Grundlagen in Immunologie, Toxikologie und Genetik erwerben. Es werden internistische und umweltmedizinische Erkrankungen besprochen.

Neben der Anamneseerhebung sind auch Werkstoffkunde und Zahntechnik unter Berücksichtigung toxikologischer und allergologischer Aspekte ein wichtiges Thema. Es erfolgt eine Einführung in evaluierte Diagnostik- und Therapieverfahren und die Integration der Umweltzahnmedizin in den Praxisalltag sowie fachliche Kooperationen werden ausführlich besprochen.

Ablauf und Abrechnung in der Praxis

Meldet sich der Patient bei Ihnen in der Praxis, sollte schon beim Erstkontakt darauf hingewiesen werden, möglichst viele Befunde (Laborwerte von Vorbehandlungen, DVT, Röntgenaufnahmen) mitzubringen. Den Anamnesebogen, der die Erhebung und die Stärken der Symptome erfragt, sollte vorher z. B. per Mail an den Patienten weitergeben werden.

Schritt 1 – der erste Termin

Im ersten Schritt erscheint der Patient zum umfangreichen biologischen Erstbefund, in dem der Zahnstatus inklusive Erhebung aller Materialien und der Flächen gekennzeichnet werden.
Die Abrechnung erfolgt nach GOZ Ä6 / BEMA 01.

Daraufhin folgt eine Sensibilitätsprüfung aller Zähne vestibulär und okklusal, u. a. mit Watterollentest an allen Zähnen mit großer Restauration und Klopftest. 
Abrechnung nach GOZ 0070 / BEMA 8 (vipr)

Der Gingival- und/oder Parodontal-Index (PSI) darf nicht fehlen.
Abrechnung nach GOZ 4005 / BEMA 04

Ein großer Funktionsbefund, Mundöffnung in mm (Öffnungs- und Schließmodus) sowie Tastbefund der Muskulatur.    
Abrechnung nach GOZ 8000 ggf. zzgl. 8000msa

Laborwerte müssen ggf. erneut ausgewertet werden.
Wenn der Patient Röntgenbilder dabei hat, können diese verwendet werden, ansonsten sollten ein Status bzw. OPG erstellt werden.
Abrechnung nach Ä5000 mal 8 und ä5004 BEMA Stat nach Ä925d oder Ä935d

Sollte bereits ein DVT vorhanden sein, müsste dies – ebenso wie weitere Unterlagen – bis zum nächsten Termin ggf. neu ausgewertet bzw. der vorhandene Befund gesichtet werden. Ist dies nicht der Fall, sollten dem Patienten notwendige Mehrkosten für weitere Maßnahmen mitgeteilt werden.

Hinweis: Für ein DVT, das erneut ausgewertet wird, ist der BZÄK-Kommentar zu der GOÄ-Nr. Ä5377 (Stand April 2018) zu beachten: Die GOÄ-Nr. Ä5377 kann nur von dem die DVT erstellenden Behandler berechnet werden. Eine Berechnung für die Analyse einer Fremdaufnahme ist nicht möglich, auch wenn eine DVT-Fachkunde vorliegt.

Heilinjektionen:

  • Durch eine Neuraltherapie (Injektion mit Procain) am entsprechenden Zahnareal kann man eine Verbesserung entlang des Meridians stimulieren. Sie dienen zur Linderung von leichten Zahnschmerzen bei Nervreizungen.

Kinesiologie:

  • Die Kinesiologie arbeitet mit diesen Änderungen in der Muskelspannung. Der Vorteil liegt darin, dass sowohl der Behandler als auch der Patient dies wahrnehmen kann, z. B. Störfelddiagnostik, um z. B. Krankheitsherde oder besonders stark belastete Organe auszumachen.

  • In der Störfeldtherapie wird der Muskeltest angewendet, um geeignete Medikamente auszutesten.

Durch Gespräche mit unseren Behandlern haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese Beratung unter Umständen bis zu zwei Stunden dauern kann. Leider bringt das nicht viel Geld für das, was Sie an Zeit investieren. Aber es gibt zwei Möglichkeiten: Erstens dem Patienten gleich am Telefon zu sagen das diese Untersuchung X Euro kostet. Die Folge ist leider, dass das viele bereits abschreckt und der Patient gar nicht erst in der Praxis erscheint. Die von mir empfohlene Variante: Sie akzeptieren das, was möglich ist abzurechnen (siehe oben) und überlegen sich, wie Sie es in die künftige Behandlung mit einfließen lassen (anhand von z. B. Steigerungsfaktoren, GOZ-Vereinbarungen etc.).

Die zweite Variante birgt zwar immer noch das Risiko, dass der Patient später abspringt, aber er ist schon mal in der Praxis. Sie können ein Vertrauensverhältnis aufbauen und dann ist die Wahrscheinlichkeit genauso hoch wie bei jedem anderen Behandlungsvorschlag.

Schritt 2

Nach erfolgtem Erstbefund und ggf. anschließender Neuauswertung durch Sie, erhält der Patient eine Zusammenfassung der Befunde und ein beratendes Gespräch sowie ein Schreiben, in dem die notwendigen durchzuführenden Maßnahmen aufgezeigt werden. Das dauert etwa 30 Minuten: Ä3, ä75/BEMA ä, 75 ggf. Ä1, zusätzliche Vereinbarung BMV-Z.

Diese Vereinbarung könnte wie folgt aussehen:

Erstbefund: Folgende im Mund befindlichen Situationen können Ihr Immunsystem in seiner Regulationsfähigkeit kompromittieren:

  • Amalgam als Schwermetall = Intoxikationsquelle

  • Metalle von Inlays, Kronen, Implantaten und Prothesen sind immunsystemunverträglich oder im Zeitalter von Wireless-Telekommunikation feldverstärkende Störfaktoren (Hirnströme, Zellkommunikation,…)

  • NICOs, Knochenabbau/Parodontitis, sonstige stille, chronische Entzündungsherde

  • tote Zähne, Zähne mit ausbleibender Kältereaktion, Zähne mit Entzündungen an den Wurzelspitzen bzw. am umgebenden Knochen, wurzelbehandelte Zähne.

Folgende Maßnahmen sind weiterhin zu empfehlen:

  • Professionelle Zahnreinigung: Preis 90-150 Euro (beim Privatpatienten nach Aufwand)

  • Materialtest LTT (Lymphozytentransformationstest) mittels Blutabnahme für zukünftig zu verwendende Füllungsmaterialien oder andere Materialien der Restauration inklusive Auswertung

  • Laborbestimmung von Vitamin D3 mittels Blutabnahme, inklusive Auswertung, Berechnung der benötigten Substitutionsdosis und Bestellempfehlung

  • Laborbestimmung Titanstimulationstest und Genotyp-Entzündung mittels Blutabnahme, inklusive Auswertung

  • Funktionsanalytisches Vorgehen 1. Phase

  • Amalgamentfernung von intakten Amalgamfüllugen unter maximalen Schutzmaßnahmen (Kofferdam, Froximmunkapsel, Spezialabsaugkappe, Sauerstoffgabe, etc.) und neue Füllungen mit Composite (= Privatleistung)

  • Amalgamentfernung (= Privatleistung) von defekten Amalgamfüllungen unter maximalen Schutzmaßnahmen und neue Füllungen mit Composite (=Mehrkostenvereinbarung)

  • Kariesentfernung und Composite-Füllung (= Mehrkostenvereinbarung)

  • Kariesentfernung und Provisorium, als Vorbereitung für Krone oder Brücke

  • Funktionsanalytisches Vorgehen 2. Phase

  • 3D-Röntgen /Digitale Volumentomographie DVT zur Herdsuche inkl. Auswertung, CD-Einzeichnung in die Panoramaaufnahme, Einzeichnung ins Meridiansystem

  • Lachgassedierung zur Amalgamsanierung/ Füllungstherapie zur OP in einer Sitzung

In mehreren Sitzungen:

  • ICON-Behandlung pro Approximalfläche: ca. 100 Euro je Flächen    

  • Ozonbehandlung parallel zur PA-Therapie, zu planen an allen mit PD > 3 mm.

Sollten Implantate notwendig werden:

  • Implantationsdiagnostik: Ä5370/-77, Ä3, Ä75, 9000, Modelle, CD, Blutabnahme D3 und LDL inklusive Auswertung/Arztbrief Ä75.

Preise für Immundiagnostik

Selbstzahler Titansimulation ca. 56 Euro, Genotyp ca. 180 Euro, PKV geht über die GOÄ.

Zum zweiten Schritt gehört ebenfalls eine ausführliche DVT-Auswertung, die an den Patienten gehen sollte. Dafür fallen etwa 260 Euro Eigenanteil an.

Für den eigenverantwortlichen Check des Lebensstiles gibt es weiterführende Hinweise. Das Informationsmaterial kann ggf. weitergegeben werden:

  • Lebensstilfragebogen von der Akademie für menschliche Medizin

  • Was kann und muss ich für meine Gesundheit tun? YouTube von z. B. Prof. Spitz, Dr. Ulrich Volz (Swiss Dental Solutions) und Dr. Dominik Nischwitz.

Schritt 3

Kommen wir nun zum nächsten Schritt, hier sollte dem Patienten bereits vorher mitgeteilt werden, dass ggf. Kosten für die Planung anfallen können und der Patient diese bei Nichtdurchführung zu tragen hätte – Kostenfaktor etwa 100 Euro.

Die Kostenplanung bis zum dritten Termin der Kostenbesprechung sollte besonders behutsam erfolgen, da diese Patienten – wie schon erwähnt – eine längere Zeit des Misserfolgs und fortdauernden Terminen bei Ärzten hinter sich haben. Oft sind es Angstpatienten mit größerem Vertrauensverlust.

Die Behandlungen, die in der Umweltzahnmedizin durchgeführt werden, sind meist reine Privatleistungen, die der Patient ggf. auch nicht von der PKV erstattet bekommt. Deshalb ist es umso wichtiger, die für den Patienten in den ersten Momenten kalkulierten Kosten vorsichtig anzubringen. Eine komplette Beseitigung aller Störfelder erhöht den erwarteten Gesundheitsgewinn. Daher wird in den meisten Fällen gleich ein sogenanntes All-in-one geplant. Wenn sich der Patient dann für die Behandlung entscheidet, haben Sie gute Beratungsarbeit geleistet.

Schritt 4

Mit Beginn des vierten Schritts beginnt die Sanierung gefolgt von der OP-Phase inklusive der anschließenden gegebenefalls notwendigen Betreuung durch Heilpraktiker, Physiotherapeuten laut Planung.

Schritt 5 bis 7

Ab dem fünften Schritt folgt die prothetische Phase laut Planung. Gegebenenfalls wird nach dieser fünften Phase noch Schritt 6 eingeleitet – die funktionelle Erhaltungsphase mit z. B. Schienentherapie. Der letzte Schritt 7 ist die Nachsorge-Phase mittels Überführung in Prophylaxe und Recall.

Fazit

Ein Patient, der mit Ihnen diesen langen Behandlungsweg gegangen ist, wird Ihnen sicherlich weiterhin gut gesinnt sein, und schon während der Behandlung eine deutliche Besserung seiner Beschwerden bis hin zum Verlust dieser bescheinigen. In Sinne des „we care-Gedankens“ bietet es sich an, neben sämtlichen klassischen zahnmedizinischen Behandlungen die maßgeschneiderten, individuellen Lösungen mit moderner Implantologie unter Berücksichtigung von ganzheitlichen Aspekten miteinzubeziehen.

Bianka Herzog-Hock

CEO, PASiDENT GmbH
Bianka Herzog-Hock ist seit über 25 Jahren als geschäftsführende Gesellschafterin von Pasident Ansprechpartnerin für Abrechnung, Optimierung und Management in der Zahnmedizin.

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