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Glossar & FAQ
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Karies in der zahnärztlichen Praxis: Ätiologie und Risikofaktoren

Die Entstehung von Karies beruht auf einem multifaktoriellen Prozess. Zentral ist das Zusammenwirken von kariogenen Mikroorganismen, fermentierbaren Kohlenhydraten, einer anfälligen Zahnhartsubstanz und der Zeitdauer der Säureexposition. Zu den Hauptverursachern zählen Streptococcus mutans und Lactobacillus-Arten. Diese Mikroorganismen bilden in der Plaque organische Säuren, die den Zahnschmelz demineralisieren. Risikofaktoren wie reduzierte Speichelmenge, unzureichende Mundhygiene, zuckerreiche Ernährung, sozioökonomische Faktoren oder kieferorthopädische Apparaturen verstärken die Kariesanfälligkeit.

Klassifikation und Diagnostik von Karies

Zur Klassifikation von Karies werden klinische Kriterien wie die ICDAS-Systematik sowie radiologische Befunde herangezogen. Die visuelle und taktile Inspektion ergänzt durch Bissflügelröntgen ist Standard. In der Frühphase lassen sich Läsionen als opake, kreidig-weiße Veränderungen erkennen. Digitale Verfahren wie Laserfluoreszenz (DIAGNOdent®) oder die Transillumination (FOTI, DIFOTI) bieten zusätzliche diagnostische Sicherheit, insbesondere bei okklusalen und approximalen Läsionen.

Minimalinvasive Therapie

Im Fokus der modernen Kariesbehandlung steht die Zahnerhaltung durch selektives Vorgehen. Nicht-kavitierte Läsionen sollten remineralisiert statt invasiv behandelt werden. Topische Fluoridierungen mit hochkonzentrierten Gelen oder Lacken (z. B. NaF 5 %) fördern die Remineralisation. Bei beginnender Läsionsprogression ohne Kavitation kann die Infiltration mit niedrigviskosen Harzen (z. B. Icon®) eine mikroinvasive Alternative darstellen. Ist eine Restauration erforderlich, erfolgt eine selektive Kariesexkavation unter Schonung des pulpanahen Dentins. Adhäsive Füllungstherapien mit Kompositmaterialien gelten derzeit als Goldstandard.

Prävention und Prophylaxestrategien

Die Kariesprävention stützt sich auf eine strukturierte Patientenbetreuung mit individueller Risikoeinschätzung. In der Praxis bewährt haben sich risikoadaptierte Recall-Intervalle, professionelle Zahnreinigungen, Fissurenversiegelungen und Fluoridierungsmaßnahmen. Die Ernährungsberatung sowie Instruktion zur häuslichen Mundhygiene sollten integraler Bestandteil jeder Prophylaxesitzung sein. ZFA übernehmen in der Individualprophylaxe (IP1 bis IP4) eine zentrale Rolle, insbesondere in der Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Einschränkungen.

Dokumentation und Abrechnung

Die Befunddokumentation erfolgt idealerweise standardisiert (z. B. nach ICDAS oder über digitale Karieskarteien). Diagnostische Maßnahmen, Prophylaxe und konservierende Leistungen müssen vollständig und nachvollziehbar erfasst werden, auch im Hinblick auf rechtssichere Dokumentation und Abrechnungsprüfungen. Die Abrechnung richtet sich bei gesetzlich Versicherten nach BEMA, bei Privatpatient:innen nach GOZ. Aufklärung, Einwilligung und schriftliche Dokumentation sind bei invasiven Maßnahmen unerlässlich.

Fortbildung und Leitlinienorientierung

Zahnärzt:innen und ZFA sollten sich regelmäßig über neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Materialien und Therapieformen fortbilden. Relevante Leitlinien – etwa die S3-Leitlinie zur Kariesprophylaxe im bleibenden Gebiss oder Empfehlungen der DGZMK zur Kariesdiagnostik – bieten eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die tägliche Praxis.

 

FAQ für Patientinnen und Patienten zum Thema Karies

Was ist Karies?

Karies ist eine Erkrankung der Zahnhartsubstanzen, bei der Bakterien Zucker aus der Nahrung in Säuren umwandeln, die den Zahnschmelz angreifen und zerstören.

Woran erkenne ich Karies?

Frühe Stadien zeigen sich oft als weiße Flecken auf den Zähnen. Später können Verfärbungen, Schmerzen beim Essen oder Kälteempfindlichkeit hinzukommen.

Wie wird Karies behandelt?

In frühen Stadien kann Karies durch Fluoridierung gestoppt werden. Fortgeschrittene Läsionen müssen mit Füllungen oder anderen zahnärztlichen Maßnahmen behandelt werden.

Was sind die Risikofaktoren für Karies?

Zu den typischen Risikofaktoren, die die Entstehung von Karies begünstigen, gehören:

  • Zuckerreiche Ernährung: Häufiger Konsum von zuckerhaltigen Lebensmitteln und Getränken fördert das Wachstum von Karies verursachenden Bakterien.

  • Mangelhafte Mundhygiene: Unzureichendes Zähneputzen und mangelnde Zahnseide-Nutzung führen zur Ansammlung von Plaque.

  • Genetische Veranlagung: Manche Menschen sind genetisch anfälliger für Karies.

  • Fluoridmangel: Fluorid hilft, den Zahnschmelz zu stärken und Karies vorzubeugen.

Was kann ich tun, um Karies vorzubeugen?

Regelmäßiges Zähneputzen, die Reinigung der Zahnzwischenräume, zuckerarme Ernährung, fluoridhaltige Zahnpasta und der Besuch beim Zahnarzt helfen, Karies zu vermeiden.

Ist Karies ansteckend?

Ja, die verursachenden Bakterien können durch Speichelkontakt übertragen werden – zum Beispiel durch das gemeinsame Benutzen von Besteck.

Wie oft sollte man zur Vorsorgeuntersuchung zum Zahnarzt gehen?

Es wird empfohlen, mindestens alle sechs Monate eine zahnärztliche Vorsorgeuntersuchung durchführen zu lassen. Bei erhöhtem Kariesrisiko können auch kürzere Intervalle sinnvoll sein.

Quelle:

u.a.: DGZMK/DGZ: Empfehlungen zur Kariesdiagnostik, KZBV: Abrechnungsrichtlinien BEMA & GOZ, Cariology for the 21st Century: current caries management concepts for dental practice

 

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