Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Zahnmedizin
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In den USA wird dem Trinkwasser seit den 1940er Jahren Fluorid zugesetzt, um Zahnkaries vorzubeugen. Aktuell erhalten etwa 73 % der US-Bevölkerung fluoridiertes Trinkwasser mit einer Konzentration von 0,7 parts per million (ppm). Studien zufolge kann die Fluoridierung das Auftreten von Karies bei Kindern und Erwachsenen um etwa 25 % reduzieren.​ Deshalb wurde die Maßnahme lange Zeit als eine der bedeutendsten Errungenschaften der öffentlichen Gesundheit in den USA im 20. Jahrhundert angesehen. Auch in Australien, Neuseeland und Irland wird das Trinkwasser flächendeckend fluoridiert. Gesundheitsbehörden argumentieren, dass dies eine kosteneffiziente und wirksame Methode sei, um die Zahngesundheit der Bevölkerung zu verbessern.

Gesetzentwurf HB81 tritt voraussichtlich am 7.5.2025 in Kraft

Doch damit soll jetzt Schluss sein, zumindest in Utah: Der Gesetzentwurf HB81, der die Zugabe von Fluorid zu öffentlichen Wassersystemen verbieten soll, wurde sowohl vom Repräsentantenhaus als auch vom Senat Utahs verabschiedet und wartet nur noch auf die Unterschrift des republikanischen Gouverneurs Spencer Cox. Sollte er das Gesetz tatsächlich unterzeichnen, würde das Verbot am 7. Mai 2025 in Kraft treten.

Warum will UTA Fluorid im öffentlichen Wassersystem verbieten?

Befürworter des Gesetzes argumentieren, dass die Entscheidung über die Fluoridaufnahme von jedem Bürger individuell getroffen werden muss und verweisen zudem auf mögliche Kostenersparnisse der Staates. Es gibt auch Bedenken hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Risiken.

Fluorid: Nutzen und mögliche Risiken

Tatsächlich wurde Nutzen von Fluorid zur Kariesprävention zwar in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen belegt, dennoch gibt es immer wieder Diskussionen über zugleich vorhandene mögliche gesundheitliche Risiken. Eine der häufigsten Bedenken betrifft die sogenannte Dentalfluorose. Diese tritt auf, wenn während der Zahnentwicklung übermäßig viel Fluorid aufgenommen wird und sich dadurch weiße Flecken oder Streifen auf den Zähnen bilden. In Deutschland ist das Risiko für Dentalfluorose jedoch gering, da die Fluoridaufnahme genau reguliert ist und Empfehlungen entsprechend angepasst wurden.

Ein weiterer Diskussionspunkt sind mögliche systemische Effekte von Fluorid. Einige Studien haben untersucht, ob hohe Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser gesundheitliche Beeinträchtigungen verursachen könnten. Besonders umstritten ist der mögliche Zusammenhang zwischen Fluoridexposition und einer verminderten Intelligenz bei Kindern. Wissenschaftliche Fachgesellschaften kritisieren jedoch, dass die Methodik dieser Studien oft nicht ausreichend ist und Ergebnisse nicht auf Länder mit kontrollierter Fluoridzufuhr übertragbar sind.

Hohe Fluoridkonzentration kann zu Gesundheitsschäden führen

In einigen Regionen, insbesondere in China, Indien und Iran, gibt es auch natürliche Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser, die zu hoch sind. Hier treten häufiger gesundheitliche Probleme wie Skelettfluorose auf, die von der überhöhten Konzentration verursacht werden kann. In diesen Regionen sind Maßnahmen zur Reduzierung der Fluoridaufnahme erforderlich, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

Fluoridierung des Trinkwassers in Deutschland: Zwangsmedikation verboten

In Deutschland wird es eine solche Debatte nicht geben, denn hierzulande wird die Fluoridierung des Trinkwassers grundsätzlich abgelehnt. Eine künstliche Erhöhung des Fluoridgehalts im Trinkwasser wird als Verstoß gegen den Grundsatz angesehen, dass Trinkwasser so natürlich wie möglich und frei von Zusätzen sein sollte. Zudem wird die Fluoridierung als eine Form der Zwangsmedikation betrachtet, da sie die gesamte Bevölkerung betrifft, unabhängig vom individuellen Bedarf. Ein weiterer Grund für die Ablehnung ist das geringe Risiko für Zahnkaries in Deutschland, bedingt durch die weit verbreitete Nutzung fluoridhaltiger Zahnpasta und die gute zahnmedizinische Versorgung.

Ist Trinkwasser in Deutschland komplett frei von Fluorid?

Komplett fluoridfrei ist das Trinkwasser in Deutschland nicht. Generell sind die Fluoridgehalte des Trinkwassers in Deutschland aber sehr niedrig; mehr als 90 % des Trinkwassers enthalten weniger als 0,3 mg Fluorid pro Liter.​

Fluoridierung des Trinkwassers im restlichen Europa

Auch im restlichen Europa ist die Trinkwasserfluoridierung weitgehend unüblich. Weniger als 2 % der europäischen Bevölkerung erhalten fluoridiertes Trinkwasser. Das ist hauptsächlich in Irland, dem Vereinigten Königreich und Spanien der Fall.Die meisten europäischen Länder, darunter Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Schweden, haben sich bewusst gegen die Fluoridierung des Trinkwassers entschieden. In den meisten Ländern Europas spielen alternative Maßnahmen wie die Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasten, die Fluoridierung von Speisesalz und gezielte Prophylaxeprogramme in Schulen und Kindergärten ein große Rolle.

Fluoridquellen und deren Bedeutung für die Zahngesundheit

Ein zentraler Bestandteil der Fluoridversorgung ist in Deutschland die Zahnpasta. Die meisten handelsüblichen Zahnpasten enthalten Fluorid, wobei die Konzentration für Erwachsene in der Regel zwischen 1.000 und 1.500 ppm liegt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass fluoridhaltige Zahnpasta das Kariesrisiko um bis zu 40 Prozent reduzieren kann.

Neben Zahnpasta spielt fluoridiertes Speisesalz eine wichtige Rolle in der Kariesprophylaxe. In Deutschland wird es als Alternative zur Trinkwasserfluoridierung eingesetzt und ist in vielen Haushalten sowie in der Lebensmittelindustrie verbreitet. Weitere Fluoridquellen sind fluoridhaltige Mundspülungen, Gele und medizinische Fluoridanwendungen, die insbesondere für Patienten mit erhöhtem Kariesrisiko empfohlen werden.

Tipps für Ihre Zahnarztpraxis

Das Fazit lautet also wie so oft: Es kommt darauf an. Für Zahnarztpraxen ist es somit essenziell, Patienten individuell zu Fluoridierungsmaßnahmen zu beraten. Entscheidend ist dabei die Bewertung des persönlichen Kariesrisikos. Patienten mit erhöhtem Risiko, etwa Kinder, Senioren oder Personen mit Xerostomie, sollten gezielt über die optimale Fluoridzufuhr aufgeklärt werden.

Ein wichtiger Bestandteil der Prävention ist die korrekte Nutzung fluoridhaltiger Zahnpasta. Viele Patienten sind unsicher, wie viel Zahnpasta sie verwenden sollten. Zahnärztliche Empfehlungen zur richtigen Dosierung – etwa eine erbsengroße Menge für Erwachsene und eine reiskorngroße Menge für Kleinkinder – können hier wertvolle Orientierung bieten.

Neben der Patientenberatung spielt die Anwendung professioneller Fluoridierungsmaßnahmen in der Praxis eine wichtige Rolle. Fluoridlacke oder Gele können besonders bei Patienten mit erhöhtem Kariesrisiko sinnvoll sein. Regelmäßige Fortbildungen für das Praxisteam gewährleisten, dass aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Fluoridanwendung kompetent vermittelt werden können.

FAQ – Häufige Fragen zu Fluorid in der Zahnmedizin

Was ist Fluorid und warum ist es wichtig für die Zähne?

Fluorid ist ein Spurenelement, das nachweislich zur Kariesprävention beiträgt. Es stärkt den Zahnschmelz, fördert die Remineralisation und hemmt das Wachstum kariogener Bakterien. Dadurch wird das Risiko von Zahnkaries erheblich reduziert.

Ist Fluorid in Zahnpasta wirklich notwendig?

Ja, zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass fluoridhaltige Zahnpasta das Kariesrisiko deutlich senken kann. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Bundeszahnärztekammer empfehlen daher die tägliche Verwendung einer fluoridhaltigen Zahnpasta.

Wie viel Fluorid sollte Zahnpasta enthalten?

Für Erwachsene wird eine Fluoridkonzentration von 1.000 bis 1.500 ppm empfohlen. Kinder bis sechs Jahre sollten Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid verwenden, jedoch nur in einer reiskorngroßen Menge. Ab dem sechsten Lebensjahr kann die Menge auf eine erbsengroße Portion erhöht werden.

Warum gibt es in Deutschland keine Fluoridierung des Trinkwassers?

Deutschland setzt auf alternative Fluoridierungsstrategien wie fluoridiertes Speisesalz und Zahnpasta. Die Trinkwasserfluoridierung wird hierzulande nicht praktiziert, da der Schutz der Zahngesundheit über individuell dosierbare Methoden als ausreichend angesehen wird.

Welche Lebensmittel enthalten Fluorid?

Fluorid kommt natürlich in verschiedenen Lebensmitteln vor, darunter schwarzer und grüner Tee, Meeresfisch, Nüsse und fluoridhaltiges Mineralwasser. Diese können zur täglichen Fluoridaufnahme beitragen.

Kann Fluorid schädlich sein?

Bei übermäßiger Aufnahme kann Fluorid zu Dentalfluorose führen, einer Veränderung des Zahnschmelzes, die sich durch weiße Flecken auf den Zähnen äußert. Eine sehr hohe Fluoridexposition über lange Zeiträume kann zudem das Skelettsystem beeinträchtigen. In Deutschland sind diese Risiken jedoch gering, da Fluorid gezielt eingesetzt wird und die empfohlene Dosierung bekannt ist.

Gibt es Alternativen zu Fluorid für den Kariesschutz?

Obwohl Fluorid als die effektivste Substanz zur Kariesprävention gilt, gibt es einige Alternativen wie Hydroxylapatit oder Xylit. Diese Stoffe werden in Zahnpflegeprodukten eingesetzt, können aber den nachgewiesenen Schutz durch Fluorid nicht vollständig ersetzen.

Sollten schwangere Frauen Fluorid verwenden?

Ja, die Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta ist auch in der Schwangerschaft sicher und kann dazu beitragen, das Kariesrisiko der werdenden Mutter zu senken. Eine zusätzliche Fluoridsupplementierung ist jedoch in der Regel nicht erforderlich.

Warum gibt es in den USA eine Trinkwasserfluoridierung, aber nicht in Europa?

In den USA wird Trinkwasserfluoridierung als kosteneffiziente Strategie angesehen, um die Zahngesundheit auf Bevölkerungsebene zu verbessern. In Europa wird hingegen auf individuell anpassbare Maßnahmen wie fluoridhaltige Zahnpasta, Speisesalz oder Milchfluoridierung gesetzt.

Welche professionelle Fluoridierungsmaßnahmen gibt es beim Zahnarzt?

Zahnärzte bieten verschiedene Fluoridierungsmaßnahmen an, darunter Fluoridlacke, Fluoridgele und Mundspülungen mit hochdosiertem Fluorid. Diese Maßnahmen sind besonders für Patienten mit hohem Kariesrisiko sinnvoll.

Quelle:

cnn, bzaek.de, zm-online, focus.de