Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
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Schnarchen betrifft viele Menschen und kann nicht nur den Schlaf der Betroffenen, sondern auch deren Partner erheblich beeinträchtigen. Vor allem das Zungengrundschnarchen und die damit oft verbundene obstruktive Schlafapnoe (OSA) stellen ernsthafte Gesundheitsrisiken dar. Ein bewährtes Mittel zur Behandlung ist die Schnarchschiene (Protrusionsschiene). In diesem Beitrag beleuchten wir das Thema umfassend und erläutern Funktionsweise, Typen, Anwendungsgebiete, Kosten und Pflege sowie potenzielle Risiken und Alternativen.

Funktionsweise der Schnarchschiene

Die Schnarchschiene wirkt mechanisch, indem sie den Unterkiefer (Mandibula) nach vorne schiebt, was als protrusiver Effekt bezeichnet wird. Diese Mandibular Advancement Device (MAD) sorgt dafür, dass der Zungenmuskel und der Weichgaumen (Palatum molle) nach vorne gezogen werden, um den Oropharynx (hinterer Rachenraum) freizuhalten. So wird der Luftstrom nicht mehr durch zurückfallendes Gewebe blockiert, was das Schnarchen verhindert und die Atmung verbessert​.

Arten von Schnarchschienen

Es gibt zwei Haupttypen von Schnarchschienen, die je nach individuellen Bedürfnissen verwendet werden:

  • Monoblock-Schienen: Diese bestehen aus einem Stück und fixieren den Unterkiefer in einer vorgegebenen Position. Sie sind in der Regel günstiger und leichter anzuwenden. Anpassungen erfolgen oft durch die „Boil-and-Bite“-Methode, bei der die Schiene im heißen Wasserbad erwärmt und durch Zubeißen an das Gebiss angepasst wird​.

  • Biblock-Schienen: Diese zweiteiligen Schienen sind durch Schiebegelenke oder Bänder verbunden, wodurch der Vorschub des Unterkiefers stufenweise eingestellt werden kann. Sie bieten eine individuellere Anpassung und höhere Bewegungsfreiheit im Kiefergelenk (Articulatio temporomandibularis).

Indikationen und Eignung

Schnarchschienen sind besonders wirksam bei Zungengrundschnarchen und leichter bis mittelschwerer obstruktiver Schlafapnoe (OSA). Menschen mit fehlenden Zähnen (z.B. bei partieller Zahnlosigkeit), starkem Überbiss (Distalbiss) oder herausnehmbaren Prothesen sollten jedoch vor der Anwendung Rücksprache mit ihrem Zahnarzt halten, da der benötigte okklusale Druck für eine erfolgreiche Therapie nicht immer gewährleistet werden kann​.

Kosten und Kostenübernahme

Die Kosten für eine Schnarchschiene hängen von der Art und der Anpassung ab. Während einfache Modelle ab ca. 200 Euro zu haben sind, kosten individuell angepasste Schienen, die in einem Dentallabor gefertigt werden, zwischen 1.000 und 1.800 Euro. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten nur bei nachgewiesener Schlafapnoe und ärztlicher Verordnung, da die Schiene in diesem Fall als medizinisches Hilfsmittel zur Behandlung einer schweren Erkrankung gilt​.

Herstellung und Anpassung

Individuell angepasste Schienen erfordern eine Funktionsdiagnostik, bei der die genaue Kieferstellung durch Abdrücke des Ober- und Unterkiefers bestimmt wird. Diese Abdrücke werden im Dentallabor in Gipsmodelle umgewandelt, die dann zur Herstellung einer passgenauen Schiene dienen. Der Zahnarzt justiert die Schiene in mehreren Sitzungen nach, um den optimalen Vorschub für den Kiefer zu erreichen. Dabei wird die Position des Kondylus (Gelenkkopf des Unterkiefers) überwacht, um Belastungen des Kiefergelenks zu vermeiden​.

Pflege der Schnarchschiene

Für eine lange Haltbarkeit und Hygiene sollte die Schnarchschiene täglich gereinigt werden. Dazu empfiehlt es sich, die Schiene mit lauwarmem Wasser und einer milden Reinigungslösung zu spülen. Zur Vermeidung von Bakterienwachstum und Ablagerungen wird sie in einer belüfteten Box aufbewahrt. Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt stellen sicher, dass die Schiene weiterhin optimal passt und keine okklusalen Veränderungen aufgetreten sind​.

Nebenwirkungen und Risiken

Mögliche Nebenwirkungen der Schnarchschiene umfassen Kiefergelenkbeschwerden, vermehrten Speichelfluss und ein muskelkaterähnliches Gefühl in der Kaumuskulatur (Musculi masticatorii). Bei unzureichender Anpassung kann es auch zu unerwünschten Zahnbewegungen oder einer Fehlfunktion des Kiefergelenks kommen. Deshalb ist eine regelmäßige Nachkontrolle durch den Zahnarzt unerlässlich​.

Alternativen zur Schnarchschiene

Neben der Schnarchschiene gibt es weitere Behandlungsoptionen, darunter die CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure), die besonders bei schwerer Schlafapnoe eingesetzt wird. Auch chirurgische Eingriffe zur Erweiterung der Atemwege oder die Verwendung von Nasenspreizern können eine Alternative sein. Die Schnarchschiene bietet jedoch den Vorteil, dass sie nicht-invasiv ist und von vielen Patienten als angenehmer empfunden wird.

Quelle:

www.iww.de, verbraucherzentrale.de, AOK, interdental