Das Risiko der Selbstdiagnose besteht auch in der Geldanlage!
D&W RedaktionHonorar-Finanzanlageberater Christian Rump unterstützt Ärzte in Fragen der langfristigen Vermögensplanung. Im folgenden Beitrag erklärt er, warum die Gefahr, seine eigenen Fähigkeiten als Anleger massiv zu überschätzen, so groß ist und was man dagegen tun kann.
Sosehr ich den uneingeschränkten Zugang zu Informationen aus dem Internet schätze, erkenne ich auch den potenziellen Schaden an, den ein Übermaß an Informationen verursachen kann. Als Arzt kennen Sie das Problem sicherlich auch …
Vor kurzem litt eine Freundin von mir unter gesundheitlichen Beschwerden. Sie gab ihre Symptome in eine Internet-Suchmaschine ein, was zu einem mit Recherchearbeiten ausgefüllten Abend und zunehmender Bestürztheit führte. Am Ende dieses langen Abends schloss sie aus der Fülle der ungefilterten Informationen, dass sie ernsthaft krank war.
Fähigkeit, Informationen auszusortieren
Eines der Schlüsselmerkmale, durch die sich Experten von Laien abheben, ist ihre Fähigkeit, Informationen auszusortieren und die jeweils vorliegende Situation zunehmend differenziert abzugrenzen. Vielleicht beschreiben Menschen einem Arzt Ihre problematischen Symptome beispielsweise einfach als „Schmerzen in der Brust“, während ein ausgebildeter Arzt Fragen stellen und mehrere Hypothesen prüfen kann, bevor er zu dem Schluss kommt, dass der Patient anstelle des Herzstillstands, den er vermutet, etwas völlig anderes hat. Zwar sind viele von uns fähig, unsere Kenntnisse zu einem gewählten Themenbereich zu erweitern, doch sind dazu Zeit, Hingabe und Erfahrung notwendig.
Nachdem meine Freundin sich davon überzeugt hatte, dass sie ernsthaft krank war, vereinbarte sie einen Arzttermin. Der Arzt stellte ihr mehrere konkrete Fragen, führte einige aussagekräftige Tests durch und empfahl ihr folgende Behandlung: „Beruhigung und Bildung“. Keine Operation. Keine Arzneimittel. Stattdessen ein Verständnis dafür, weshalb und wie sie ihren Zustand wahrgenommen hatte. Eine Beziehung zu einem vertrauten Fachexperten zu pflegen, der beratend zur Seite steht – sowohl beim Eintreten einer Situation als auch im Laufe des Lebens – ist einer der entscheidenden Vorteile, die ein Experte bieten kann.
Gemeinsamkeiten zwischen Ärzten und Finanzberatern
Dabei gibt es auffallende Parallelen zur Arbeit eines professionellen Finanzberaters. Die Hauptverantwortung des Arztes oder Beraters liegt darin, die betreute Person zu verstehen. Nur so können sie deren Situation vollständig beurteilen. Sobald ein Handlungsplan entwickelt wurde, besteht die Rolle des Experten darin, die Situation der Person zu beobachten, zu beurteilen, ob sich der ursprüngliche Plan weiterhin eignet, und dabei zu helfen, die erforderliche Disziplin zu wahren, damit der Plan zum beabsichtigten Erfolg führt.
Wie der Arzt meiner Freundin, habe auch ich Gespräche mit Kunden geführt, die durch die Medien oder unqualifizierte Quellen verunsichert wurden. In einigen Fällen ist es nur erforderlich, den Kunden wieder zu beruhigen und ihn daran zu erinnern, sich auf das zu konzentrieren, was er kontrollieren kann.
Dazu gehört ebenfalls, dem Kunden ins Gedächtnis zu rufen, dass er einen Finanzplan verfolgt, der so ausgelegt ist, ihn bei der Erreichung seiner Ziele zu unterstützen. Die Vorteile einer Zusammenarbeit mit dem richtigen Berater ergeben sich zum einen aus seiner Fähigkeit, Kunden dabei zu unterstützen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen und zum anderen, eine positive Kundenerfahrung zu bieten.
Probleme der Selbstdiagnose
Schwierigkeiten können sich potenziell daraus ergeben, dass wir einfache und komplexe Situationen durcheinanderbringen. Es entstehen wahrscheinlich keine Schäden, bei den ersten Erkältungserscheinungen Erkältungsmedikamente einzunehmen, viel zu trinken und sich auszuruhen. Hätte meine Freundin, die sich ihre Diagnose selbst stellte, keinen Spezialisten zurate gezogen und infolge ihrer Eigendiagnose auch auf eigene Faust Medikamente eingenommen, hätte sie sich möglicherweise tatsächlich selbst geschadet.
Auf ähnliche Weise kann der Gedanke, dass sich die eigene finanzielle Situation rundum über eine kurze Internetrecherche oder ein zufälliges Gespräch mit einem Freund regeln lässt, in einer nachteiligen finanziellen Situation resultieren.
Ohne Unterstützung und Betreuung durch einen Berater könnte der eigenständig handelnde Anleger angesichts einer kurzfristigen Marktschwankung überreagieren und einen Teil seiner Anlagen verkaufen.
Dabei riskiert er, einige der besten Tage zu verpassen, da es keinen zuverlässigen Weg gibt, um vorherzusagen, wann positive Renditen an den Aktienmärkten auftreten werden. Man könnte denken, dass es langfristig nicht viel ausmacht, einige wenige Tage mit starken Renditen zu verpassen.
Warum der richtige Berater wichtig ist
Wenn jedoch ein Anleger 25 der erfolgreichsten Tage auf dem weltweit größten Aktienmarkt, dem US-Markt, zwischen 1990 und Ende 2017 versäumt hätte, wäre die Rendite auf ein Jahr umgerechnet von 9,81 % auf 4,53 % gefallen. Ein solches Ergebnis kann sich beträchtlich auf den finanziellen „Behandlungs“-Plan eines Anlegers auswirken.
Die Verbesserung der finanziellen Situation ist der Verbesserung der körperlichen Gesundheit sehr änlich. Zu den Herausforderungen, die mit einer besseren Anlageerfahrung verbunden sind, zählen mitunter die Diagnose der aktuellen Situation, die Entwicklung eines geeigneten Maßnahmenplans und die Einhaltung des „Behandlungsplans“. Die meisten Berater sind darin geschult, mit den Schwierigkeiten komplexer finanzieller Situationen umzugehen und sind bestrebt, die Haltung ihrer Kunden gegenüber Geldangelegenheiten herauszufinden und zu erkennen, wie ihre Kunden auf künftige Ereignisse reagieren könnten.
Daher kann der richtige Berater eine entscheidende und unersetzliche Rolle im Leben des Anlegers spielen, indem er das Erfolgsrezept zur Beruhigung und kontinuierliche Wissensvermittlung liefert. Um dies zu gewährleisten, sollten Sie jedoch sicherstellen, dass Ihr Berater unabhängig ist, das heißt ausschließlich von Ihnen vergütet wird – andererseits könnte es schnell zu einer „Fehldiagnose“ kommen.