„Grüne Konzepte sind ökonomisch vernünftig“
D&W RedaktionAuf der Internationalen Dental-Schau (IDS) legen Zahnärzte und Zahntechniker die Grundlage für Investitionsentscheidungen. In unserem Interview streicht Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Dental-Industrie (VDDI), heraus, auf welchen Feldern vom 25. bis zum 29. März 2025 in Köln zukunftsträchtige Top-Innovationen zu finden sein werden.
Herr Pace, inwiefern sehen Sie in der 41. IDS 2025 eine besondere Unterstützung für Praxis und Labor?
Wir freuen uns für den März nächsten Jahres auf rund 2.000 Aussteller in Köln und auf eine starke Beteiligung sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland. Auf der Weltleitmesse mit der größtmöglichen Angebotsbreite und -tiefe sehen Zahnärzte und Zahntechniker einfach mehr als bei irgendeiner anderen Gelegenheit: mehr Behandlungseinheiten, mehr Röntgengeräte, mehr CAD/CAM, mehr Drucker. Der Besucher verschafft sich hier eine einzigartige Informationsgrundlage. Auf dieser Basis trifft er die besseren Investitionsentscheidungen.
An welchem Beispiel lässt sich das festmachen?
Der Klassiker ist sicherlich die Behandlungseinheit. Wähle ich eine puristische Liege und nehme gezielt das eine oder andere Peripheriegerät hinzu? Oder entscheide ich mich lieber für eine größere Grundausstattung, zum Beispiel mit integrierten Diagnose-Funktionen oder mit Elementen speziell für die Endodontie oder für die Implantologie.
Auf der IDS lassen sich unterschiedliche Angebote am besten vergleichen. So können für die Karieserkennung bildgebende Verfahren wie Transillumination, Fluoreszenz- und Intraoralkamera, Intraoralscanner und Röntgengerät zur Ausstattung gehören. 2D- oder 3D-Röntgen oder beides? Das kann eine der wesentlichen Entscheidungen sein. Darüber hinaus lohnt sich ein vertieftes Gespräch auch über das, was man nicht unmittelbar sieht, denn es gibt inzwischen ein differenziertes Feld von Softwares. Hilfreich sind beispielsweise Assistenzfunktionen zur Erleichterung der digitalen Dokumentation über komfortable Daten-Eingabesysteme.
Wie weit geht heute die Leistungsfähigkeit der Software?
Einige Softwares bieten bereits Unterstützung durch Künstliche Intelligenz, kurz: KI. Sie ermöglicht beispielsweise die nachträgliche visuelle Auswertung von Intraoralscans auf Kariesinzidenz vom Schreibtisch aus. Der Zahnarzt kann das Bild von Ober- und Unterkiefer drehen, einen ganzen Kiefer auf Verfärbungen überprüfen oder Ausschnitte per Mausklick in einem extra Fenster öffnen und dort „Karies“, „alte Zahnfüllung“, „Zahnfraktur“ oder andere Befunde anklicken und direkt abspeichern. Auf der Basis von Röntgenbildern erstellt weiterentwickelte KI sogar automatisch einen kompletten Zahnstatus. Selbstverständlich bleibt seine fachkundige Beurteilung dem Zahnarzt vorbehalten.
Kleine Kräuterkunde auf der IDS: Mit Salbei, Fenchel, Blutwurz, Pfefferminz und Odermennig ist für ein gesundes und nachhaltiges Geschmackserlebnis auf der Messe gesorgt.
An welcher Stelle lohnt es sich außerdem, genauer nachzufragen?
Einen interessanten Punkt stellen für mich dentale Clouds dar. Dort kann der praxis- und laborübergreifende digitale Workflow abgebildet werden und effizienter ablaufen. Auch hier stoßen wir auf ein differenziertes Angebot: Vorausschauende Instandhaltung von Versorgungssystemen wie Kompressoren, Sauganlagen und Betriebswasseraufbereitern, digitale Praxisverwaltung, Datenübertragung zwischen Laboren, Kliniken und Praxen – kurz: recht unterschiedlich ausgestattete Cloud-Services.
Die IDS zeigt einen vollumfänglichen Überblick über die Leistungsfähigkeit von Clouds, Künstlicher Intelligenz, Software – und von Hardware. In diesem Bereich ergänzen 3D-Drucker immer häufiger das Feld der CAM-Maschinen, und inzwischen lassen sich ohne weiteres mehrere Werkstoffe oder mehrere Farben in einem einzigen Prozess additiv verarbeiten – „material by design“ und „colour by design“ sind heute greifbare Konzepte.
Welche Bedeutung kommt neben den großen Investitionen den Verbrauchsmaterialien zu?
Die sind ebenso wichtig, denn beispielsweise werden zahnfarbene Füllungsmaterialien und dafür geeignete Adhäsive ab dem nächsten Jahr noch wichtiger. Darum ist es so entscheidend, hier ein oder zwei Haupt-Werkstoffe oder Werkstoffsysteme zu wählen, die sich für die eigene Praxis eignen: klassisches Komposit für die Inkrementtechnik; Bulkfill-Komposit für eine schnelle Füllung „in einem Rutsch“, glasfaserverstärkte Komposite für großvolumige Restaurationen, Glasionomerzemente für die Füllung ohne Adhäsivtechnik, fluorid-abgebende Kompomere sowie Ormocere und selbstadhäsive Komposit-Hybrid-Kunststoffe. Daneben stehen Spezialitäten wie die Nano-Hybrid-Ormocere, bei ihnen bildet Siliziumdioxid die chemische Basis sowohl für die Füllstoffe als auch – neuerdings – für die Harzmatrix.
Für die adhäsive Befestigung stehen unterschiedliche Produkte bereit, unter anderem sogenannte Universaladhäsive. Sie sind breit indiziert, und einige erreichen ihre Leistungsfähigkeit selbst bei zu feuchtem oder übertrocknetem Dentin. Und selbstadhäsive Komposite haften sogar ohne separates Adhäsiv.
Feingesteuerte Kompressoren mit lastabhängigem Verbrauch: Nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen = ökonomischer Gewinn für die Praxis.
Wenn Sie dem IDS-Besucher noch einen Tipp mit auf den Weg geben sollten: Welcher wäre das?
Ökonomie und Nachhaltigkeit im Sinne „grüner“ Konzepte und Produkte weisen in dieselbe Richtung. Zum Beispiel schonen Kompressoren mit feingesteuertem, lastabhängigem Energieverbrauch die Umwelt und schlagen sich positiv in der betriebswirtschaftlichen Bilanz nieder.
Und wie beim großen Gerät so auch bei den kleinen Helfern des Alltags – Ideen gibt es genug, geeignete Produkte auch: zum Beispiel plastikfreie Naturfaser-Tücher aus zertifizierter Forstwirtschaft oder neutrale pH-7-Sauganlagen-Desinfektionsmittel. Alles wirkt für eine gesunde Umwelt, gleichzeitig für eine ökonomisch gesunde Praxis und für ein gesundes Labor. In diesem Sinne können wir uns bereits jetzt auf eine spannende 41. Internationale Dental-Schau vom 25. bis 29. März 2025 in Köln freuen.
Das Interview wurde geführt von Dr. Christian Ehrensberger.