Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Zahnmedizin

„Zwischen zwei Zwetschenzweigen zwitschern zwei Schwalben.“  Nicht nur Kinder mit Zahnspange stellt dieser Zungenbrecher oft vor Probleme. Auch Patienten mit Zahnverschleiß haben vielfach mit einem verminderten Artikulationsvermögen zu kämpfen und tun sich schwer damit, die Laute „f“, „v“, „s“ und „z“ sauber zu formen. Nun haben niederländische Wissenschaftler untersucht, wie sich die Rehabilitation eines abgenutzten Gebisses auf die Sprache der Patienten auswirkt.

Lesen mit verlängerten Frontzähnen

Ziel der Studie war es, sowohl die objektiven Veränderungen in den Sprachmerkmalen aufzuzeigen als auch die subjektiv wahrgenommene Sprachqualität bei Patienten mit Zahnabnutzung nach einer okklusalen Rehabilitation zu untersuchen.

Dafür schätzten die Wissenschaftler erst einmal die erforderliche Bisserhöhung von 24 Patienten mit Zahnverschleiß im Bereich der ersten Molaren ab. Normalerweise müssen hier zwischen zwei und vier Millimeter aufgetragen werden. Um die optimale Verlängerung der Frontzähne zu ermitteln, simulierten die Forscher sie zunächst mit einem intraoralen Mock-up aus Komposit im Unterkiefer von Eckzahn zu Eckzahn. Auf dieser und auf Grundlage eines intraoralen Scans fertigte ein Techniker dann digitales Wachs-up an und schließlich indirekte Komposit-Restaurationen (LAVA Ultimate, 3 M™). Nach dem Einsetzen erfolgte die Verlängerung der oberen und unteren Frontzähne mit direkten Komposite-Veneers (Filtek Supreme XTE, 3 M™).

Unmittelbar nach dem letzten Termin, der ohne Anästhesie stattfand, ließen die Wissenschaftler die Patienten einen Text vorlesen und zeichneten ihn auf. Einen Monat nach Abschluss der Behandlung wiederholten sie das Prozedere.

Beide Lesevorgänge wurden von einer phonetischen Analysesoftware mit Blick auf die Laute „s“, „f“, „v“, „d“, „t“, und „m“ am Wortanfang ausgewertet. Zudem beurteilten die Patienten ihre eigene Aussprache über einen Fragebogen. Um die subjektive Perspektive der Patienten einzuordnen, setzten die Forscher den niederländische Speech Handicap Index (SHI) ein. Zusammen ergaben die beiden Auswertungen einen bestimmten Score-Wert.

Schneidezahnverlängerung: Gewöhnungsbedürftig, aber gut

In die finale Auswertung flossen die Aufzeichnungen von 17 Patienten ein. Dabei lag die mittlere Erhöhung der vertikalen Okklusionsdimension bei 2,7 ± 0,73 Millimeter. Die Zähne 11 und 12 waren im Schnitt um 2,6 ± 1,2 Millimeter erhöht worden.

Insgesamt beobachteten die Forscher einen Trend zur Verbesserung der Aussprache nach der Behandlung. Zwar ergab die computergestützte Sprachanalyse nur eine Veränderung in der Aussprache der Laute „s“ und „f“ vor und direkt im Anschluss an die Therapie. Das Ausmaß der Schneidezahnverlängerung hatte dafür auf die Bildung der Laute „t“ und „f“ einen statistisch signifikanten Effekt. Für die Lautbildung des „s“ war sie hingegen nicht relevant. Allerdings verzeichneten die Wissenschaftler mit Blick auf die gesamte Behandlung auch hier Verbesserungen.

Erstaunliche Selbstwahrnehmung der Patienten

Bemerkenswert an der Erhebung ist außerdem, dass die Patienten nach der Behandlung ein vorübergehendes Lispeln an sich beobachteten, das sich nicht mit der Verlängerung der Schneidezähne erklären lässt. Als mögliche Erklärung für dieses Phänomen ziehen die Wissenschaftler die Verdickung auf der palatinalen Seite der Schneidezähne in Betracht.

Alles in allem nahmen die Patienten aber subjektiv eine Verbesserung ihrer Aussprache nach der Behandlung wahr. Zahnärzte sollten interessierte Patienten indes darauf hinweisen, dass sich die Sprache aufgrund der Behandlung wahrscheinlich für eine kurze Zeit verändern wird, bis sie sich an die neue Situation gewöhnt haben.

Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31858244/