Zahnaufhellung daheim: Schön weiß - aber leider tot
Judith MeisterWeiße Zähne sind ein Statussymbol, die Verfärbungen beim Zahnarzt entfernen zu lassen, aber vergleichsweise teuer. Bleaching-Gele für die Anwendung zu Hause werden immer beliebter. Eine kanadische Studie belegt nun deren Gefahren: Hochdosiertes Carbamidperoxid kann den Schmelz schädigen, in hoher Konzentration stirbt die Pulpa.
Immer mehr Patienten wünschen sich weiße Zähne – und bekommen sie auch. In vergangenen Jahren haben sich die Zahnaufhellungs-Mittel und -techniken immer weiter verbessert. Doch nicht alle Produkte sind unbedenklich. Um Verfärbungen loszuwerden, greifen viele Menschen nämlich zu Hausmitteln oder dem Bleaching-Gel aus der Drogerie. Das hat allerdings verheerende Folgen für den Zahnschmelz. Das belegt eine aktuelle Studie aus Kanada.
Ein Forscherteam der Universität Toronto hat die Auswirkungen von Zahnaufhellung mit Carbamidperoxid (CP) auf den Zahnschmelz und das Innere des Zahnes untersucht. CP-haltige Behandlungen gehören zu den beim Home-Bleaching am häufigsten verwendeten Zahnaufhellungsmitteln.
In-vitro-Test bringt beunruhigende Ergebnisse
Die Wissenschaftler wollten wissen, ob und in welchem Ausmaß die Verwendung von CP-Gelen für Bleaching Schäden an den Zahnzellen verursachen kann. Dafür untersuchten sie deren Lebensfähigkeit nach Bleaching-Behandlungen mit CP anhand eines In-vitro-Dentin-Perfusionstests: Sie setzten für das Bleaching jeweils 30 Zähne zwei Wochen lang für vier Stunden pro Tag einem 5-prozentigen oder 16-prozentigen CP-Gel aus. Für die Messungen verwendeten die Wissenschaftler eine eigene Dentin-Perfusionskammer.
Zähne sterben nach Bleaching ab
Das Ergebnis: Home-Bleaching ist gefährlich, manchmal auch tödlich für die Zähne. Die Verwendung der CP-Gele senkt beim Aufhellen den Proteingehalt im Zahnschmelz signifikant. Dadurch kann Bleichmittel auch ins Innere der Zähne gelangen. Die Zahnmarkszellen drohen nach der Zahnaufhellung abzusterben.
Selbst die empfohlene Anwendung von nur zehn Prozent Carbamidperoxid-Gel auf den Zähnen reduziert den Gehalt an Schmelzproteinen um bis zu 50 Prozent. Bei Carbamidperoxid-Konzentrationen von etwa 35 Prozent stellten die Forscher fest, dass die Zahnpulpa-Zellen die Exposition nicht überlebten. Solche Konzentrationen lassen sich in vielen Ländern problemlos online ordern – für das Bleaching Zuhause.
Schnelle Ergebnisse zulasten der Sicherheit
Obwohl die Verwendung einer niedrigeren Peroxid-Konzentration die Zahnzellen weniger schädigt, entscheiden sich Verbraucher häufig für die höhere Dosierung, um eine sofortige Zahnaufhellung zu erzielen. Den meisten dürfte die Gefahr, die mit dem Bleaching für ihre Zähne einhergeht, gar nicht bewusst sein.
Die Studienautoren plädieren nun dafür, einen Kompromiss zwischen den verwendeten Konzentrationen, der Einwirkzeit sowie den gewünschten Ergebnissen für den Patienten und den Nebenwirkungen zu finden.
„Es gibt die Möglichkeit, entweder ein peroxidfreies Mittel oder eine Substanz mit kontrollierter Peroxid-Freisetzung zu verwenden, die nicht die gleichen Schäden verursachen“, sagt Studienleiter Laurent Bozec. „Ich glaube, das ist die Zukunft der Zahnaufhellung.“
Redha, O., Mazinanian, M., Nguyen, S. et al. Compromised dental cells viability following teeth-whitening exposure. Sci Rep 11, 15547 (2021). doi.org/10.1038/s41598-021-94745-w