Checkliste: Umgang mit Angstpatienten in der Zahnarztpraxis
Marzena SickingDiese ausführliche Checkliste bietet Zahnärzten und zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) praktische Tipps, um Angstpatienten optimal zu betreuen und ihre Zahnarztbesuche angenehmer zu gestalten.
Bevor der Angstpatient in die Zahnarztpraxis kommt: Anamnese und Vorbereitung
Verwenden Sie spezielle Anamnesebögen, die gezielt Fragen zu Ängsten und bisherigen Erfahrungen beinhalten.
Beispiele: „Haben Sie Ängste vor Zahnarztbesuchen?“ oder „Gab es traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit?“Bieten Sie eine telefonische Vorbesprechung an, bei der der Patient ohne Druck seine Sorgen äußern kann.
Planen Sie längere Zeitfenster für Angstpatienten, um Stress und Zeitdruck zu vermeiden.
Eine Praxisumgebung, in der sich auch Angstpatienten wohl fühlen
Schaffen Sie ein angenehmes Wartezimmer, das nicht so steril, sondern beruhigend wirkt. Das schaffen Sie mit:
warmen Farben, bequemen Möbel, beruhigender Musik.
indem Sie angstauslösende Poster oder Bilder bewusst vermeiden (z. B. Info-Poster mit Bildern zu Zahnerkrankungen).
Stellen Sie Beruhigungshilfen bereit, wie Lavendelsäckchen oder beruhigende Videos.
Im Behandlungszimmer können sanfte Farben ebenfalls zu einer entspannten Atmosphäre beitragen.
Da Angstpatienten oftmals Schwierigkeiten haben, ihre Augen während der Behandlung geschlossen zu halten, können Bilder an der Decke (z.B. von schöner Natur) ihnen dabei helfen, sich abzulenken und zu entspannen
Schulung des Teams zum Thema Angstpatienten
Schulen Sie das gesamte Team im Umgang mit Angstpatienten:
Einfühlsame Kommunikationstechniken helfen dabei, Gespräche mit Angstpatienten sensibel zu gestalten
Die Erkennung von nonverbalen Angstsignalen ist wichtig, um kritische Situationen im Umgang mit Angstpatienten zu vermeiden
Wenn Angstpatienten in die Praxis kommen: Begrüßung und Gespräch
Begrüßen Sie den Patienten freundlich und persönlich.
Stellen Sie offene Fragen wie: „Was kann ich tun, damit Sie sich wohler fühlen?“
Vermeiden Sie medizinische Fachbegriffe, die Ängste verstärken könnten bzw. erklären Sie die Behandlung in möglichst einfachen Worten und positiv.
Kommunikation mit Angstpatienten während der Behandlung
Erklären Sie jeden Behandlungsschritt detailliert (Tell-Show-Do-Methode).
Fragen Sie regelmäßig nach dem Wohlbefinden: „Geht es Ihnen gut? Soll ich eine Pause machen?“
Bieten Sie dem Patienten ein „Stopp-Signal“ an (z. B. Handheben), um die Behandlung jederzeit zu unterbrechen.
Entspannungstechniken für Angstpatienten während der Behandlung
Bitten Sie Ihre ZFA den Patienten kurz vor der Behandlung in einfache Atemübungen einzuführen: „Atmen Sie langsam ein und zählen Sie dabei bis drei, dann langsam aus, während sie bis 5 zählen.“ Die Atementspannung ist eine wirksame Methode, die innerhalb weniger Minuten wirkt.
Bieten Sie Übungen aus der progressiven Muskelentspannung an, die der Patient auch während der Behandlung durchführen kann: „Spannen Sie die Hände an, halten Sie kurz, und lassen Sie los.
Spielen Sie beruhigende Musik oder erlauben Sie dem Patienten, Kopfhörer mit seiner Lieblingsmusik zu tragen.
Abläufe in der Praxis an Angstpatienten anpassen
Arbeiten Sie in kleinen Schritten und planen Sie für eine Behandlung notfalls auch mehrere Termine ein
Lassen Sie den Patienten regelmäßig kurze Verschnauf-Pausen einlegen.
Zeigen Sie Geduld und gehen Sie auf individuelle Bedürfnisse ein.
Bevor der Angstpatient die Praxis verlässt
Geben Sie dem Patienten positives Feedback: „Sie haben das heute wirklich großartig gemacht.“
Besprechen Sie die nächsten Schritte in der Behandlung und erklären Sie, wie diese Angst reduziert werden können.
Notieren Sie Ängste und bewährte Strategien in der Patientenakte („Patient bevorzugt langsame Erklärungen.“, „Angenehme Musik reduziert Stress.“). Das erleichtert Ihnen und Ihrem Team die Vorbereitung auf zukünftige Termine.
Senden Sie eine Nachricht oder rufen Sie an, um nach dem Wohlbefinden zu fragen: „Geht es Ihnen nach der Behandlung gut?“
Empfehlen Sie kleine Übungen für zuhause, z. B. Atemübungen oder Entspannungstechniken.
Langfristige Betreuung von Angstpatienten in der Zahnarztpraxis
Ermutigen Sie den Patienten, regelmäßig Termine wahrzunehmen, auch wenn sie nur kurz sind (z. B. für Kontrolluntersuchungen).
Bieten Sie eine kleine Belohnung oder Anerkennung an, wenn der Patient Fortschritte macht.
Implementieren Sie langfristig Programme für Angstpatienten, z. B. durch spezielle Termine nur für diese Patientengruppe.
Entwickeln Sie Marketingmaßnahmen, um das Angebot für Angstpatienten bekannt zu machen (z. B. auf Ihrer Website).