Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Digitalisierung

Herr Dr. Heckner, welchen Stellenwert hat die Digitalisierung in der Zahnarztpraxis inzwischen eingenommen?

Die Digitalisierung optimiert Praxisabläufe und ermöglicht eine Steigerung der Effizienz im täglichen Arbeiten. Insbesondere die schnellere Verfügbarkeit von Daten ist ein großer Vorteil, den viele Zahnarztpraxen heute noch nicht vollständig nutzen. Das wird sich jedoch mit der Zeit ändern, denn die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten und hat bereits jetzt einen hohen Stellenwert in jeder modernen Zahnarztpraxis.

Welche Veränderungen haben sich für die Praxen durch die ePA ergeben?

Die Einführung der elektronischen Patientenakte ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer vernetzten und stärker digitalisierten Gesundheitsversorgung. Für Zahnarztpraxen bedeutet das einen erhöhten organisatorischen und technischen Aufwand, bietet aber gleichzeitig die Chance, schneller und zuverlässiger auf relevante Gesundheitsdaten zuzugreifen und diese auszuwerten. Sobald alle Patienten über eine elektronische Patientenakte verfügen und Ärzte, Zahnärzte sowie Apotheker regelmäßig Daten in die ePA einstellen, wird die Relevanz der Akte für alle Beteiligten deutlich steigen. Der Erfolg hängt stark von der Akzeptanz und dem Nutzungsgrad ab.

Sind für 2025 weitere Reformen zu erwarten?

Ja, auch 2025 wird es weitere Reformen im Gesundheitswesen geben. Für die Zahnmedizin stehen ebenfalls Neuerungen an. Eine neue GOZ wird es höchstwahrscheinlich noch nicht geben, aber eine überarbeitete GOÄ ist geplant. Zudem werden neue Bestimmungen und Verpflichtungen zur ePA auf Zahnarztpraxen zukommen. Die gematik wird weitere Telematikinfrastruktur-Anwendungen einführen. Parallel dazu arbeiten KZBV, BZÄK und VDDS an neuen Medizinischen Informationsobjekten (MIOs), wie dem zahnärztlichen Zahn- und Röntgenbefund, dem Implantatpass und dem automatisierten Versand von Abrechnungsdateien via KIM. Letzteres hat mit dem elektronischen Heil- und Kostenplan (eHKP) bereits eine deutliche Automatisierung und Beschleunigung bei Beantragungs- und Genehmigungsverfahren ermöglicht.

Wie lassen sich moderne Softwarelösungen reibungslos in die Praxis integrieren und welche Vorteile sind damit verbunden?

Der Schlüssel zur reibungslosen Integration liegt in der Auswahl anwenderfreundlicher Software und einer umfassenden Schulung des Praxisteams. Gute Softwarelösungen sollten logisch aufgebaut und leicht bedienbar sein. Zudem müssen sie die Funktionalitäten bieten, die den Praxisalltag optimal unterstützen und für eine hohe Zufriedenheit bei allen Beteiligten sorgen.

Wie profitieren Praxen und Patienten von einem nahtlosen Datenaustausch?

Ein nahtloser Datenaustausch reduziert den Arbeitsaufwand und verhindert doppelte Untersuchungen oder Mehrfachverschreibungen. Wenn relevante Daten wie digitale Röntgenbilder, Anamnesebögen und Medikamentenlisten zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort verfügbar sind, verbessert das die Patientenversorgung und erhöht sowohl die Versorgungsqualität als auch die Patientensicherheit. Im Zusammenspiel zwischen Zahnarztpraxis und zahntechnischem Labor können digitale Datenübertragungen zusätzlich Arbeitsabläufe optimieren.

Ein wichtiges Diskussionsthema ist nach wie vor die Datensicherheit und der Datenschutz. Gibt es Neuerungen bei den IT-Sicherheitsrichtlinien?

Absolut, der Schutz sensibler Patientendaten bleibt oberste Priorität für Gesetzgeber und Ärzteschaft. Die KZBV hat Ende 2024 neue IT-Sicherheitsrichtlinien auf den Weg gebracht, die mittlerweile in Kraft getreten sind. Praxisinhaber, die sich bisher noch nicht intensiv mit diesem Thema beschäftigt haben, sollten spätestens jetzt damit anfangen. Es empfiehlt sich, eng mit IT-Experten zusammenzuarbeiten, die IT-Systeme auf Schwachstellen zu prüfen und diese zeitnah zu beheben.

Stichwort KI im Praxismanagement: Wie können intelligente Systeme die Effizienz und Patientenkommunikation optimieren?

KI-gestützte Systeme können wichtige Aufgaben wie Terminplanung, Abrechnung und die Analyse von Röntgenbildern übernehmen. Auch bei der Dokumentation ist KI ein wertvolles Werkzeug, um zeitsparend notwendige Informationen zu erfassen und unstrukturierte Daten in Sekundenschnelle in strukturierte, besser nutzbare Informationen zu verwandeln.

Vermutlich sehen Sie die Digitalisierung als Gewinn für das Praxismanagement. Können Sie nachvollziehen, wenn es dazu andere Stimmen aus der Praxis gibt? Wie reagieren Sie darauf?

Es hängt stark von der jeweiligen Praxissituation ab. Eine kleine Praxis, die kurz vor der Schließung steht, oder eine gut aufgestellte Praxis mit ausreichend Personal hat möglicherweise weniger dringenden Bedarf an Digitalisierung oder KI. Allerdings stehen solche „Alterspraxen“ oft vor dem Problem, keinen jungen Nachfolger zu finden.

Andererseits können Praxen, die unter Fachkräftemangel und hoher Arbeitslast leiden, ohne digitale Unterstützung künftig kaum auskommen. Datenschutzbedenken sind verständlich, aber es gibt inzwischen auch KI-Systeme, die in Deutschland unter Berücksichtigung der DSGVO entwickelt wurden. Jede Praxis sollte sich individuell mit den Chancen und Herausforderungen auseinandersetzen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

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Dr. Markus Heckner

Dr. Markus Heckner ist Medizininformatiker, Zahnarzt und in der Geschäftsleitung der DENS GmbH tätig. Er sitzt im Beirat der gematik und ist stellvertretender Vorsitzender des Verbands Deutscher Dental-Softwareunternehmen (VDDS).

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