Fachkräftemangel: So halten Sie Ihre wertvollsten Mitarbeiter
Judith MeisterUmfragen belegen: Jeder vierte Arbeitnehmer in Deutschland ist gerade auf dem Absprung. Schuld ist oft schlechte Kommunikation und mangelnde Wertschätzung. Wie Praxischefs gegensteuern können.
Noch nie waren in Deutschland so viele Beschäftigte auf der Suche nach einem neuen Job wie aktuell. Das zeigt die aktuelle Umfrage des Gallup Engagement Index. Mit ihm misst das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gallup seit 21 Jahren jährlich die Zufriedenheit der Arbeitnehmer in Deutschland.
Die nun erhobenen Zahlen sind alarmierend. Der Studie zufolge will jeder vierte Beschäftigte in einem Jahr nicht mehr bei seinem derzeitigen Arbeitgeber tätig sein und sucht aktiv nach einer neuen Stelle. Lediglich 17 Prozent der Befragten fühlen sich emotional an ihren Job gebunden – damit sind 83 Prozent empfänglich für ein Angebot der Konkurrenz.
Die schlechte Stimmung geht maßgeblich darauf zurück, dass sich Mitarbeiter in der Corona-Pandemie von ihrem Arbeitgeber im Stich gelassen fühlten. Andere haben in der Ausnahmesituation der vergangenen Jahre ihre Lebensziele überdacht – und nachjustiert.
Praxen müssen um jeden Mitarbeiter kämpfen
Für Arbeitgeber im Gesundheitswesen, die ohnehin schon mit Personalengpässen zu kämpfen haben, könnte sich die Situation in Zukunft also noch mal verschärfen. Doch es gibt auch Hoffnung. Denn für die Gallup-Experten ist gute Mitarbeiterführung durch die direkten Vorgesetzten – neben Geld – nach wie vor der beste Hebel, um Fachkräfte dauerhaft zu binden.
Ein wichtiges Instrument in diesem Zusammenhang sind regelmäßige Mitarbeitergespräche.
Daten des sogenannten Linked Personnel Panel belegen: Betriebe, die Mitarbeitergespräch führen, sind klar im Vorteil gegenüber solchen, die auf dieses Instrument verzichten. Denn Beschäftigte, mit denen Führungskräfte regelmäßig sprechen,
- sind zufriedener mit ihrer Arbeit,
- zeigen ein höheres Engagement in ihrem Job und
- haben eine höhere Bereitschaft, im Unternehmen zu bleiben.
Auch die Dauer des Gesprächs wirkt sich positiv auf Arbeitsqualität und Zufriedenheit der Mitarbeiter aus. Je mehr Zeit ein Zahnarzt sich für seine Mitarbeitergespräche nimmt, desto höher ist offenbar die Arbeitszufriedenheit seiner Belegschaft.
Mitarbeitergespräche in der Praxis: Was will ich sagen – und zu wem?
A und O eines guten Mitarbeitergesprächs ist die akribische Vorbereitung. Praxischefs und Vorgesetzte sollten sich daher konkret überlegen, welche Ziele sie in dem Termin erreichen wollen. Da ZFA und angestellte Zahnärzte im Vorfeld (idealerweise) dasselbe tun, kann es zudem sinnvoll sein, sowohl ein wünschenswertes Maximalziel als auch ein Minimalziel abzustecken, mit dem beide Seiten leben können.
Wichtig ist es zudem, sich auch auf persönlicher Ebene auf die Unterredung vorzubereiten. Wenig Probleme bereitet das in der Regel, wenn sich Chef und Mitarbeiter sympathisch sind. Bei einem schwierigeren Verhältnis lohnt es sich, die Taktik des Gesprächspartners zu antizipieren. Auch sollten sich Führungskräfte stets angemessene Reaktionen für den Fall überlegen, dass ein Gespräch emotional und/oder unsachlich wird.