Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Praxisführung

Durch vermeidbare Verwaltungsarbeit entgehen Deutschland bis zu 146 Milliarden Euro pro Jahr an Wirtschaftsleistung, so die aktuelle Studie des ifo-Instituts, die im Auftrag der IHK für München und Oberbayern durchgeführt wurde. Grundlage für die Berechnungen der Experten war der sogenannte „Bürokratie-Index“, der den Verwaltungsaufwand für die in Unternehmen und bei Selbständigen relevanten Bereiche abbildet.

Kleine Unternehmen sind besonders belastet – und damit auch viele Zahnarztpraxen

Die Ergebnisse der Studie sind einerseits alarmierend – andererseits aber leider auch nicht überraschend. Seit Jahren nennen die Befragten verschiedener Studien die Bürokratie als das größte Problem der Wirtschaft. Je kleiner die Unternehmen sind, desto gravierender ist die Belastung. Auch Arzt- und Zahnarztpraxen klagen regelmäßig über die stetig wachsende Bürokratie und den damit einhergehenden personellen und zeitlichen Aufwand. Damit ist zugleich gesagt, wie belastet gerade Zahnarztpraxen sind, die mit vergleichsweise wenig Personal nicht nur die Patientenversorgung, sondern auch immer neue, immer komplexere Verwaltungs- und Dokumentationsaufgaben bewältigen müssen.

In der Studie berechnen die Wissenschaftler zudem die direkten und indirekten Kosten, die durch Bürokratie in Deutschland entstehen. Aufgrund dieser Methodik fallen die Gesamtkosten der Bürokratie beim ifo-Institut auch mehr als doppelt so hoch aus wie andere Schätzungen, etwa die des Normenkontrollrats. Er kommt auf direkte Bürokratiekosten von „nur“  65 Milliarden Euro pro Jahr.

Lage im Gesundheitswesen besonders schwierig

Das liegt nicht nur an den komplexen gesetzlichen Regulierungen, sondern auch an einem aufwendigen Kontrollregime und einem Abrechnungssystem, das selbst Experten nur schwer durchdringen. All das kostet Zahnärzte und nichtzahnärztliches Personal wertvolle Zeit, die bei der Behandlung der Patienten fehlt. Denn im Durchschnitt geht lauf der Ifo-Studie ein Fünftel der Arbeitszeit für Verwaltungsaufgaben drauf. Als besonders belastend empfinden Zahnärzte den Aufwand in den Bereichen Telematik/EDV-Technik, im Qualitätsmanagement und bei den Hygienevorschriften.

Dieser Befund ist auch deshalb so unerfreulich, weil an Empfehlungen zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen bei Weitem kein Mangel besteht. Laut Bundesgesundheitsministerium besteht fast in jedem Bereich Handlungsbedarf. Und auch Ideen gäbe es genug – man müsste sie nur umsetzen. So haben denn auch die KZBV und die Bundeszahnärztekammer bereits ein Aktionspapier erarbeitet, um den bürokratischen Aufwand in Zahnarztpraxen zu reduzieren.

Welche Anregungen die Politik nach der Bundestagswahl aufgreifen wird, bleibt allerdings abzuwarten.

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