ApoBank-Umfrage: Aktienmarktboom geht an Heilberuflern vorbei
D&W RedaktionTrotz Corona-Krise erzielen viele Börsenwerte seit Monaten immer neue Rekorde. Ärzte profitieren davon allerdings kaum, wie die Finanzspezialisten für diesen Berufszweig jetzt ermittelt haben. Sie raten deshalb zu mehr Mut.
Allein seit Jahresanfang ist der Deutsche Aktienindex DAX um rund 15 Prozent gestiegen, die Fünf-Jahres-Rendite liegt trotz Corona-Delle bei etwa 50 Prozent. Viele Heilberufler haben von diesem Boom allerdings unterdurchschnittlich bis gar nicht profitiert, wie eine aktuelle Umfrage der apoBank gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut DocCheck-Research unter 600 Branchenvertretern zeigt.
Private Vorsorge: weniger als ein Drittel in Wertpapiere
Demnach fließt die private Altersvorsorge im Schnitt nur zu 29 Prozent in Aktien, Fonds oder andere Wertpapiere. Spitzenreiter sind Immobilien mit 34 Prozent, auf das Bankkonto entfallen immerhin noch 20 Prozent. „Insbesondere die immer noch vergleichsweise hohe Bedeutung des Bankkontos für die private Altersvorsorge ist bedenklich“, sagt Maik Budke, Leiter des Private-Banking-Bereichs der apoBank. „Wer in der anhaltenden Niedrig- beziehungsweise Nullzinsphase Geld auf dem Bankkonto spart, macht real Verluste.“
Drei Viertel der Heilberufler investieren sicherheitsorientiert
Trotzdem ist laut der apoBank-Umfrage nur eine Minderheit der Befragten bereit, für die private Altersvorsorge Risiken einzugehen: 74 Prozent der Heilberufler setzen auf Sicherheit. Besonders ausgeprägt ist dieser Wert mit knapp 80 Prozent bei den Apothekern. „Die Angst vor Kursverlusten lähmt viele und blockiert den Blick darauf, dass selbst bei temporären Verlusten eine Anlage in Wertpapiere langfristig besser abschneidet als das Bankkonto“, so Budke.
Aktienanlagen zahlen sich langfristig aus
Dazu ein Beispiel der Finanzexperten: Ein Anleger hat vor zehn Jahren 10.000 Euro in einen Aktienfonds investiert. Diese Anlage hat ihm durchschnittlich zehn Prozent pro Jahr an Rendite eingebracht. Resultat: 25.937 Euro. Angenommen, durch die Kursverluste zu Beginn der Corona-Krise hat er 30 Prozent davon wieder verloren. Dann verbleiben immer noch 18.156 Euro. Hätte der Anleger im gleichen Zeitraum das Geld zu durchschnittlich zwei Prozent auf dem Konto belassen, wäre er nur auf 12.190 Euro gekommen. Das Beispiel zeige, dass sich Aktienanlagen langfristig in der Regel auszahlten, so Budke.
Je früher vorsorgen, desto besser
Aus diesem Grund lohnt es sich seiner Meinung nach auch, so früh wie möglich mit der privaten Altersvorsorge zu beginnen. Laut der apoBank-Umfrage beschäftigen sich Heilberufler im Schnitt zum ersten Mal mit 32 Jahren mit dem Thema private Altersvorsorge. „Früher wäre besser“, gibt Budke zu bedenken, „das erhöht die Renditen überproportional.“
Er bringt ein weiteres Beispiel: Zwei Anleger investieren monatlich 250 Euro in einen Fonds. Der erste beginnt im Alter von 25 Jahren, der zweite ab dem 35. Lebensjahr. Bei einer Verzinsung von fünf Prozent pro Jahr hat Anleger A bis zum 67. Lebensjahr 450.429 Euro angespart, Anleger B hingegen nur 252.201 Euro (jährliche Gewinne reinvestiert; ohne Berücksichtigung von Kosten). Für 30.000 Euro mehr Einsatz hat Anleger A also 198.228 Euro mehr Kapital erhalten.
„Das Beispiel zeigt, dass private Vorsorge selbst bei vergleichsweise kleinen Summen über die Zeit eine erhebliche Hebelwirkung erzielt“, resümiert Budke. „Wer früh beginnt, kann später über eine beachtliche Summe verfügen, ohne sich dafür übermäßig einschränken zu müssen.“