Karies bei Jugendlichen: Wissenschaftler decken neue Risikofaktoren auf
Judith MeisterKrumme Zähne beeinflussen nicht nur Funktionalität und Optik des Gebisses. Spanische Wissenschaftler haben nun auch herausgefunden, dass Zahnfehlstellungen bei Heranwachsenden auch weitere Risiken bergen.
Zahnfehlstellungen sind weitverbreitet. Ihre funktionellen, aber auch psychosozialen Folgen erzeugen bei den Betroffenen oft einen großen Leidensdruck. Wie schwer eine Malokklusion ausgeprägt ist, lässt sich mit verschiedenen Indizes ermitteln. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt unter anderem den Dental Aesthetic Index (DAI).
Malokklusionen machen es vielfach schwieriger, Zahnbelag effektiv zu entfernen. Das kann das Auftreten von Zahnfleisch- und Zahnpathologie begünstigen. Um mehr über die Gefahren von Zahnfehlstellungen bei Kindern und Jugendlichen zu erfahren, haben spanische Forscher jetzt die Zahngesundheit von Schulkindern zwischen 12 und 15 Jahren untersucht. Konkret ging es um die Prävalenz von Zahnfehlstellungen nach dem DAI. Und um die Frage, inwieweit sie Karies und Plaque-Akkumulation begünstigt.
Für die Forscher war die gewählte Altersgruppe aus zwei Gründen interessant: Erstens sind Heranwachsende in dieser Zeit ihres Lebens leicht über die Schulen erreichbar. Zweitens durchlaufen sie die Endphase des Durchbruchs der bleibenden Zähne. So besteht die Möglichkeit, ebendiese Zähne in den ersten Jahren des bleibenden Gebisses zu untersuchen.
Mehr Karies bei 15-Jährigen
Die Arbeit war als Querschnittsstudie mit einem zweistufigen, geschichteten Stichprobendesign angelegt. Die Studienautoren führten zunächst eine Umfrage zur Mundgesundheit durch. Anschließend folgte eine orale Untersuchung sowie die Erfassung der soziodemografischen Daten der Heranwachsenden. Insgesamt nahmen 1.452 Schulkinder an der Erhebung teil.
Das Hauptergebnis der Untersuchung lautet: Karieserfahrung und Zahnbelag sind in beiden Altersgruppen Risikofaktoren für Zahnfehlstellungen. Der stärkste Zusammenhang mit Zahnbelag war in der Gruppe der 12-Jährigen zu beobachten. Die 15-Jährigen hatten dafür deutlich mehr Karies.
Das Risiko für Zahnfehlstellungen ist zudem bei den zwölfjährigen Schülern staatlicher Schulen besonders hoch. Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Regionen gibt es aber nicht. Auch ließen sich zwischen dem DAI und anderen soziodemografischen Variablen in beiden Altersgruppen keine Zusammenhänge feststellen.
Noch sind viele Fragen offen
Wegen des Querschnittsdesigns der Studie war überdies nicht zu ermitteln, ob Karies eine Ursache oder eine Folge von Zahnfehlstellungen ist, da beide Variablen gleichzeitig analysiert wurden. Zudem ließ die Arbeit bereits belegte Risikofaktoren für Karies außer Acht, darunter z. B. das Einkommen, die Verwendung von Fluoriden, die Ernährungsgewohnheiten oder die Angst vor dem Zahnarzt.
Literatur: Fernández-Riveiro, P.; Obregón-Rodríguez, N.; Piñeiro-Lamas, M.; Rodríguez-Fernández, A.; Smyth-Chamosa, E.; Suárez-Cunqueiro, M.M. The Dental Aesthetic Index and Its Association with Dental Caries, Dental Plaque and Socio-Demographic Variables in Schoolchildren Aged 12 and 15 Years. Int. J. Environ. Res. Public Health 2021, 18, 9741. https://doi.org/10.3390/ijerph18189741