Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Zahnmedizin

Vitamin D ist ein Hormon, das in zahlreichen physiologischen Prozessen eine wichtige Rolle spielt. Ein Vitamin-D-Mangel ist mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen des Knochen- und Kalziumstoffwechsels verbunden.

Während beispielsweise die bekannte Vitamin-D-Mangel-Erkrankung Rachitis heute in der westlichen Welt sehr selten geworden ist, sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Assoziationen zwischen niedrigeren Vitamin-D-Spiegeln und erhöhten Risiken für verschiedene onkologische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, kardiovaskuläre Erkrankungen, Infektionskrankheiten und auch orale Erkrankungen beschrieben worden.

Inwiefern eine Supplementierung/Nahrungsergänzung mit Vitamin D positive Effekte auf das Erkrankungsrisiko bzw. den Verlauf dieser Erkrankungen hat, wurde daher in klinischen, epidemiologischen sowie in unterschiedlichen wissenschaftlich hochstehenden systematischen Übersichten adressiert. Bezüglich eines möglichen Einflusses des Vitamin-D-Spiegels auf die Osseointegration dentaler Implantate bestand aber nach wie vor Unklarheit.

Methodik

Im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit wurde eine Literatursuche in elektronischen wissenschaftlichen Datenbanken durchgeführt. Es sollten ausschließlich klinische Studien, die an Menschen durchgeführt wurden, berücksichtigt werden. Gemäß diesem Kriterium ergab die Suche sieben Arbeiten, die über den Vitamin-D-Spiegel in Korrelation zu Implantaterfolgsparametern berichteten. Die Publikationen erschienen zwischen den Jahren 2008 und 2021.

Ergebnisse

Die eingeschlossenen Publikationen wiesen unterschiedliche Studiendesigns mit variierenden Nachbeobachtungszeiträumen zwischen 6 und 250 Wochen auf. Sie berichteten gesamthaft über 1.462 Patienten, bei denen 4.450 Implantate inseriert wurden. Die Implantatverlustrate bewegte sich zwischen 3,9 und 11,4 %. Aufgrund der enormen Heterogenität zwischen den eingeschlossenen Studien konnte keine Zusammenfassung im Sinne einer Meta-Analyse durchgeführt werden und die Ergebnisse der Studien wurden separat beschrieben. So wurde, basierend auf unterschiedlicher Evidenz gezeigt, dass:

 
  • 1.) einerseits eine Assoziation zwischen Vitamin D Taql Rezeptor Polymorphismus und einem Implantatmisserfolg unwahrscheinlich ist, andererseits aber eine Rezeptor-Mutation im Vitamin D Allel G rs 3782905 mit verringerter Osseointegration vergesellschaftet sein kann,

  • 2.) eine hohe Implantatverlustrate bei schwer Vitamin D defizitären Patienten, mit möglicherweise noch synergistischen Effekten durch Tabakkonsum und parodontalen Erkrankungen, besteht,

  • 3.) eine erfolgreiche Implantation nach Vitamin-D-Supplementierung auch bei schwerer Vitamin-D-Defizienz möglich ist und

  • 4.) eine verbesserte Knochendichte erreichbar ist, wenn Vitamin D postoperativ supplementiert wird.

Klinische Schlussfolgerungen

Der hier zitierte sehr aktuelle systematische Review fasst das derzeitige Wissen aus klinischen Berichten zur Assoziation zwischen Implantaterfolgsparametern und dem Vitamin-D-Haushalt zusammen. Nachdem bereits anhand von Tierversuchen ein weitgehend konsistentes Bild hinsichtlich des Einflusses von Vitamin D auf den Implantaterfolg entstanden ist, weisen mittlerweile auch zahlreiche Daten aus humanen Studien in eine ähnliche Richtung. Daraus lässt sich in Übereinstimmung mit den Autoren dieser Übersicht schlussfolgern, dass ein Vitamin-D-Defizit einen potenziellen Risikofaktor in der dentalen Implantologie darstellt. Demzufolge sollte der Vitamin-D-Spiegel in der Planung implantatchirurgischer Eingriffe erfasst und für das weitere Vorgehen adäquat berücksichtigt werden.

Für das vertiefte Verständnis des Vitamin-D-Stoffwechsels und dessen Effekte auf die dentale Implantologie sind weitere Untersuchungen von großer Bedeutung.

Quelle:

Buzatu, B.L.R.; Buzatu, R.; Luca, M.M. Impact of Vitamin D on Osseointegration in Dental Implants: A Systematic Review of Human Studies. Nutrients 2024, 16, 209.