Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Zahnmedizin
Inhaltsverzeichnis

Zum Hintergrund der Studie

Das Einbringen dentaler Implantate im Oberkieferseitenzahngebiet stellt häufig eine Herausforderung dar. Grund dafür ist die vielfach anzutreffende Resorption des Alveolarkammes in horizontaler und vertikaler Dimension. Eine parodontale Entzündung und/oder die Umbauvorgänge nach Zahnextraktion führen zum Abbau des Kieferknochens. Bei einer Restknochenhöhe zwischen 4 und 6 mm wird in aller Regel eine Knochenaugmentation empfohlen. Hierzu stehen verschiedene Techniken zur Verfügung, darunter ein und zweizeitige Verfahren zur Sinusbodenaugmentation über einen lateralen oder transalveolären Zugang sowie unterschiedliche Knochenersatzmaterialien, wie Knochen autologen, xenogenen oder synthetischen Ursprungs.

Das Ziel dieser Pilotstudie war es nun die verbleibende alveoläre Knochenhöhe bei Oberkiefermolaren mit Furkationsbeteiligung mittels vorhandener klinischer Datensätze und der Digitalen Volumentomographie zu untersuchen. Es sollte die Notwendigkeit einer Augmentation mittels einer Sinusbodenelevation für eine spätere Implantatinsertion abgeschätzt werden.

Methodik

Siebzehn bezahnte Patienten, die eine präoperative klinische Diagnostik und entsprechende dreidimensionale Röntgenbilder zur detaillierten präoperativen Diagnose und Planung von chirurgischen Eingriffen an parodontal betroffenen Oberkiefermolaren (17 erste und 15 zweite Molaren) erhalten hatten, wurden für diese Studie rekrutiert. Die minimale Knochenhöhe in der interfurkalen Region und die Restknochenhöhe über den Wurzelspitzen wurden anhand von Digitalen Volumentomographie Aufnahmen gemessen und zur Furkationsbeteiligung sowie zur klinischen Sondierungstiefe in Beziehung gesetzt.

Ergebnisse

Die minimale interfurkale Knochenhöhe betrug im Durchschnitt 4,1 ± 2,6 mm, wobei 75 % der Oberkiefermolaren ≤ 6 mm aufwiesen. Etwa 60 % zeigten demgegenüber nur noch ≤ 4 mm Knochenhöhe unter dem Sinusboden. Ein höheres Risiko für eine reduzierte interfurkale Knochenhöhe von ≤ 4 mm war zudem gegeben, wenn residuelle Sondierungstiefen von ≥ 6 mm an zwei oder mehr Zahnstellen verblieben waren (OR 0,10; 0,11).

Klinische Schlussfolgerungen

Diese kleine Studie zeigt, dass in der überwiegenden Mehrzahl der hier untersuchten schwer parodontal befallenen Seitenzähne mit einer geringen Höhe des Alveolarkammes unter dem Sinusboden nach der Extraktion eines Oberkiefermolaren zu rechnen ist. Das bedeutet, dass die chirurgisch-prothetische Planung die Notwendigkeit einer etwaigen Knochenaugmentation im Vorfeld von Extraktion und Implantation berücksichtigen muss. Die implantat-prothetische Rekonstruktion des distalen Oberkieferseitenzahngebietes ist mittlerweile gut etabliert und durch wissenschaftliche Evidenz untermauert. Allerdings liegen bei einigen Patienten ernstzunehmende Risikofaktoren für einen implantologischen Misserfolg vor. Das betrifft insbesondere Patienten mit einer parodontalen Vorgeschichte, Patienten mit systemischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, bestimmte Medikationen wie die Gabe von antiresorptiven Medikamenten oder auch Zigaretten konsumierende Patienten. Für diese Patienten, gegebenenfalls noch verstärkt durch eine Kumulation etwaiger Risikofaktoren, muss dann nach alternativen Lösungswegen gesucht werden. Unter anderem bekommt der konservativ arodontalchirurgische Erhalt vorgeschädigter Oberkiefermolaren einen neuen Stellenwert. Eine zahnerhaltende Therapie sollte daher als valable Behandlungsoption in die Diskussion mit einfließen.

Prof. Dr. Clemens Walter

Prof. Dr. med. dent. Clemens Walter

Abteilung für Parodontologie, Oralmedizin und Oralchirurgie Charité Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde