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Zahnmedizin

Immer mehr Kinder und Jugendliche ernähren sich falsch. Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) belegen: Sechs- bis Elfjährige essen im Schnitt nicht einmal halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen, aber mehr als doppelt so viele Süßwaren oder Snacks. Darunter leidet auch die Zahngesundheit.

Einen wichtigen Beitrag zu dieser Ernährungsmisere leistet das Lebensmittelmarketing der Großkonzerne. Eine Studie der Universität Hamburg hat unlängst nachgewiesen: Kinder in Deutschland sehen  pro Tag 15 Werbespots oder -anzeigen für ungesunde Lebensmittel.

Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch hat zu diesem Thema gerade eine neue Studie vorgestellt, zusammen mit der „Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten“ (DANK). Ergebnis:  242 von 283 untersuchten Kinderprodukten (85,5 Prozent) enthalten zu viel Zucker, Fett oder Salz. Damit sind sie nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unausgewogen und sollten nicht bei Kindern vermarktet werden.

Eindeutig  ist auch die Einschätzung von Wissenschaftlerinnen der Ludwigs-Maximilians-Universität München und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie. Sie lautet: Deutschland nutzt Potential einer gesundheitsförderlichen Ernährungspolitik nur unzureichend. Bei der Vorstellung des Food Environment Policy Index (Food-EPI) 2021 sagte der Leiter des Forschungsprojekts, Peter von Philipsborn: „Deutschland bleibt  aktuell weit hinter internationalen Best Practices zur Schaffung gesunder und nachhaltiger Ernährungsumfelder zurück. Es besteht dringender Reformbedarf.“

Lebensmittel für Kinder: seit Jahren kaum Verbesserungen

Der Befund ist ernüchternd, auch, weil er belegt, wie wirkungslos Selbstverpflichtungen der Industrie sind, das Lebensmittelmarketing gegenüber Kindern verantwortungsvoller zu gestalten. Foodwatch etwa hatte schon bei seiner ersten Studie zu vermeintlichen „Kinderprodukten“ herausgefunden, dass 89,7 Prozent der Testobjekte die WHO-Empfehlungen nicht einhalten. Das war im Jahr 2015. Seitdem hat die Bundesregierung zwar angeregt, dass Unternehmen freiwillig den Zuckergehalt in einigen Kinderprodukten reduzieren. Die aktuellen Zahlen belegen jedoch, dass das nicht genügt – und dass immer noch bevorzugt unausgewogene Lebensmittel für Kinder beworben werden. „Die Politik ist in der Pflicht, Kinder vor gesundheitsschädlicher Werbung zu schützen“, betont DANK-Sprecherin Barbara Bitzer.

Dass solche Beschränkungen möglich sind, zeigt ein Blick auf andere Länder: In Norwegen und Schweden zum Beispiel ist an Kinder gerichtete Fernsehwerbung für Nahrungsmittel und Getränke verboten. Auch in Großbritannien wird die Werbung für unausgewogene Lebensmittel deutlich eingeschränkt.

Begehrte Zielgruppe: Kinder sind die Erwachsenen von morgen

In der Studie wird die Nährstoffzusammensetzung der Produkte mit den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation an ernährungsphysiologisch ausgewogene Lebensmittel abgeglichen. Das WHO-Regionalbüro für Europa definiert konkrete Vorgaben, wonach nur noch ernährungsphysiologisch ausgewogene Produkte an Kinder vermarktet werden sollten. Dabei spielen unter anderem die Anteile von Fett, Zucker und Salz, aber auch der Kaloriengehalt oder zugefügte Süßstoffe eine Rolle.

Die Lebensmittelindustrie scheinen diese Vorgaben aber nur marginal zu interessieren. Immerhin zehn der 16 untersuchten Hersteller machen ausschließlich Kindermarketing für Produkte, die den WHO-Empfehlungen nicht entsprechen. Darunter sind Ferrero, Pepsico, Mars, Unilever und Coca-Cola. Die größte Anzahl an unausgewogenen Produkten bewerben Nestlé (44 Produkte), Kellogg‘s (24 Produkte) und Ferrero (23 Produkte).