Warum Smartphones die Zähne schädigen können
Judith MeisterBruxismus ist weitverbreitet, die Folgen sind oft schwerwiegend. So weit, so bekannt. Neu ist jedoch die Erkenntnis, dass auch die übermäßige Nutzung von Smartphones und sozialen Medien stressbedingtes Zähneknirschen triggern kann.
In einer aktuelle Studie haben Wissenschaftler der Maurice and Gabriela Goldschleger School of Dental Medicine der Universität Tel Aviv herausgefunden: Menschen, die ihr Smartphone exzessiv nutzen, leiden nicht nur unter nächtlichen Schlafproblemen. Wer ständig aufs Handy starrt, kämpft vielfach auch unter Schläfrigkeit und Müdigkeit während des Tages. Zudem begünstigt ein solches Medienverhalten Zähneknirschen sowie Schmerzen in den Mundmuskeln und Kiefern.
Die Studie wurde im Rahmen der Dissertation von Dr. Yitzhak Hochhauser durchgeführt und in der Zeitschrift Quintessence International veröffentlicht. Die Leitung der wissenschaftlichen Arbeit hatten Dr. Alona Amudi-Perlman, Dr. Pessia Friedman-Rubin, Prof. Ilana Eli und Prof. Ephraim Winocur.
Die Furcht, etwas zu verpassen, sei heute ein konstanter Begleiter vieler Menschen, schreiben die Autoren der Studie. Viele von uns seien getrieben von dem Wunsch, ständig auf dem Laufenden zu bleiben und wissen zu wollen, was es Neues gibt. Dieses Bedürfnis führe zu einer zunehmenden Abhängigkeit von Mobiltelefonen. Dies wiederum könne langfristig Stress und Angstgefühle auslösen.
Abhängigkeit von Handys triggert Stress und Angst
An der Studie nahmen 600 Personen teil, die die Forscher in verschiedene Gruppen aufteilten. Die eine Gruppe bestand aus säkularen Menschen, die moderne Smartphones nutzten. In der anderen Gruppe befanden sich ultraorthodoxe Personen, von denen die meisten ein „koscheres“ Telefon ohne Internetanschluss ihr Eigen nannten. Die Studienteilnehmer wurden gebeten, eine Reihe von Aspekten anzusprechen, die für eine übermäßige Nutzung des Telefons typisch sind.
Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren frappierend. So gaben 54 Prozent der Smartphone-Nutzer an, dass sie oft mitten in der Nacht aufwachten. Bei der ultraorthodoxen Gruppe lag die Quote nur bei 20 Prozent.
Noch eklatanter wird der Unterschied bei der Schädigung der Kaumuskeln und Kiefergelenke: 45 Prozent der säkularen Gruppe gaben an, mit den Zähnen zu knirschen, 24 Prozent tun dies tagsüber und 21 Prozent nachts. 29 Prozent der säkularen Handynutzer erklärten zudem, sie hätten Schmerzen in den Kiefermuskeln. Im Vergleich dazu klagten nur 14 Prozent der Teilnehmer aus der ultraorthodoxen Gruppe über vergleichbare Symptome. Etwa 13,5 Prozent berichteten über Zähneknirschen und 14 Prozent über Schmerzen in den Kiefermuskeln.
Maßvoller Medien-Konsum ist gut für die Zähne
„Die Studie belegt, dass ein Zusammenhang zwischen der exzessiven Nutzung von internetfähigen Smartphones und einer signifikanten Zunahme verschiedenster Beschwerden besteht: Dazu gehören nächtliches Aufwachen, Gesichts- und Kieferschmerzen sowie Verspannungen im Kiefer während des Tages und nächtlichem Zähneknirschen“, sagt Friedman-Rubin. Diese körperlichen Symptome seien oft die Folge von Stress und Angst und könnten zu körperlichen Schäden wie Zahnerosion und Gelenkschäden führen.
Auch wenn die Smartphone-Revolution viele Vorteile beim Zugang und der Verfügbarkeit von Informationen biete, sei es auch wichtig, ihre gesundheitlichen Risiken im Blick zu behalten. Der Wunsch, jeden neuen Beitrag im Netz mitzubekommen, könne in Stress ausarten. Gleiches gelte für die (gefühlte) Notwendigkeit, ständig erreichbar zu sein.
Quellen:
http://quintpub.com/userhome/qi/qi_52_6_emodi-perlman_p548.pdf
https://english.tau.ac.il/news/smartphones_excessive_use