Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Zahnmedizin

Ein erhöhter arterieller Blutdruck erhöht das Risiko von Komplikationen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie Schlaganfall und Myokardinfarkt. Sie fordern pro Jahr mehr als 7,6 Millionen Todesopfer. Man schätzt, dass mehr als 30 Prozent der Gesamtbevölkerung an Bluthochdruck leiden. Die Zahl steigt mit zunehmendem Alter. Nun belegt eine aktuelle Fall-Kontroll-Studie allerdings, dass das Risiko auch bei jüngeren Patienten massiv erhöht sein kann – nämlich dann, wenn diese unter Parodontitis leiden.

Ein Forscherteam um Eva Muñoz Aguilera vom Eastman Dental Institute in London verglich im Rahmen ihrer Arbeit 250 Patienten mit einer schweren generalisierten Parodontitis (mehr als 50 Prozent der Zähne betroffen) mit 250 Patienten ohne Parodontitis. Die Teilnehmer waren mit 35 Jahren relativ jung. Dennoch hatten viele einen erhöhten Blutdruck.

Deutlich erhöhte Werte bei Parodontitis-Patienten

Laut Eva Muñoz Aguilera und Mitarbeiter lagen die systolischen Werte bei den Parodontitis-Patienten um 3,36 mm Hg höher als in der Vergleichsgruppe. Beim diastolischen Blutdruck betrug die Erhöhung im Mittel 2,16 mm Hg.

Insgesamt 14 Prozent der Parodontitis-Patienten hatten einen systolischen Blutdruck von 140 mm Hg oder mehr. Solche Werte stufen die kardiologischen Fachverbände als behandlungsbedürftige Hypertonie des Grades 1 ein.

In der Kontrollgruppe hatten nur sieben Prozent einen systolischen Blutdruck von 140 mm Hg oder höher. Aguilera ermittelt eine adjustierte Odds Ratio von 2,3, die mit einem 95-prozentigen-Konfidenzintervall von 1,15 bis 4,60 signifikant war.

Über die Ursachen lässt sich bislang nur spekulieren

Die Forscherin vermutet, dass die chronische Erkrankung des Zahnfleischs zu einer systemischen Entzündung führt, die dann die Blutgefäße schädigt. Belegt ist diese Vermutung allerdings noch nicht. Die Zahnmediziner konnten zudem andere bekannte Risikofaktoren für Bluthochdruck bei ihrer Studie berücksichtigen. Damit bleiben etwa viszerale Adipositas, eine sehr salzhaltige Ernährung, die Verwendung entzündungshemmender Medikamente, Hormonbehandlungen oder Stress in der Fall-Kontroll-Studie außen vor.

Es erscheint damit weiterhin möglich, dass die schlechte Mundhygiene nur eine von vielen Facetten eines ungesunden Lebensstils ist, der unabhängig voneinander zu einer Parodontitis und zu einer arteriellen Hypertonie führen kann. Gleichwohl erscheint es angesichts der Zahlen sinnvoll, Bluthochdruck-Screenings durch Zahnärzte und Parodontitis-Screenings durch Mediziner durchführen zu lassen.
Quelle: Association Between Periodontitis and Blood Pressure Highlighted in Systemically Healthy Individuals: Eva Muñoz Aguilera, Jean Suvan, Marco Orlandi, Queralt Miró Catalina, Jose Nart. Francesco D’Aiuto, https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/HYPERTENSIONAHA.120.16790. 2021;77:1765–1774