Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Branchen-News

Nachhaltigkeit ist aktuell eines der vieldiskutierten Topthemen. Welchen Stellenwert hat das Thema für Straumann?

Nachhaltigkeit hat einen enorm hohen Stellenwert für uns und ist ein integraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Wir glauben, dass langfristiges Denken und verantwortungsvolles Handeln die Schlüssel zum Erfolg unseres Unternehmens sind. Als globales Unternehmen sind wir bestrebt, mit gutem Beispiel voranzugehen und sicherzustellen, dass jeder Aspekt unseres Geschäfts den einschlägigen Normen und Vorschriften entspricht. Wir handeln nachhaltig, um die Lebensqualität zu verbessern und die Mundgesundheit voranzutreiben.

Wie sieht Ihre nachhaltige Unternehmensstrategie aus?

Unsere nachhaltige Unternehmensstrategie spiegelt sich in unserem Engagement wider, langfristigen Wert für alle Beteiligten zu schaffen. Dies zeigt sich auch in unserem Strategiekompass, den wir 2022 entwickelt haben. Wir sehen es als unsere Verpflichtung, einen messbaren Beitrag zu leisten – sowohl heute als auch für kommende Generationen. Nachhaltigkeit um fasst für uns alle Geschäftsbereiche und zielt auf gesundheitliche, soziale und Umweltziele ab. Dabei möchten wir die Lebensqualität unserer PatientInnen steigern und Fortschritte im Bereich der Mundgesundheit erzielen. Besonderen Fokus legen wir auf die effiziente und schonende Nutzung von Ressourcen, verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln und die Identifizierung sowie Bindung von herausragenden Talenten. Eine nachhaltige Zukunft kann nur durch eine enge Zusammenarbeit mit unseren KundInnen, unseren Lieferanten und anderen Interessengruppen erreicht werden. Nur so können wir weiterhin verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln fördern und einen positiven gesellschaftlichen sowie ökologischen Beitrag leisten.

Welche konkreten Ziele haben Sie sich gesetzt?

Im Jahr 2021 haben wir auf globaler Ebene ein Rahmenwerk entwickelt, um unsere sozialen und ökologischen Auswirkungen zu erfassen und anzugehen. Im März 2021 wurde die ESG (Environmental, Social and Governance) Task Force unter der Leitung des Vorstands der Straumann Group gegründet. Wir haben ein Konzept entwickelt, in dem wir uns diesen vier Hauptzielen verpflichtet haben: Förderung der Mundgesundheit, Stärkung und Förderung unserer Mitarbeitenden, Verantwortung für den Planeten und die Gesellschaft sowie die Umsetzung verantwortungsvoller und ethischer Geschäftspraktiken.

Wir freuen uns über Kundenfeedback, um Anliegen zu verstehen und noch besser zu werden.

Andreas Utz, Geschäftsführer der Straumann Deutschland GmbH

Wie gehen Sie das konkret an?

Um die Mundgesundheit voranzutreiben, braucht es Zugang zu qualitativ hochwertigen zahnärztlichen Behandlungen. Das ist in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen und wenig ausgebildeten Zahnärzten auch heute noch eine Herausforderung. Indem wir mehr Zahnärzte ausbilden und unsere Lösungen international verfügbar machen, können wir den Zugang erleichtern. Der differenzierte Preisansatz der Gruppe mit den unterschiedlichen Marken ist dabei eine Unterstützung. Vielfalt und Integration sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Ziele. Wir fördern und stärken unsere Mitarbeitenden kontinuierlich. Dadurch erhalten wir unser Unternehmenswachstum aufrecht und bleiben attraktiver Arbeitgeber. Bis 2026 sollen global 50 % der Führungspositionen von Frauen eingenommen werden. In Deutschland sind wir bereits auf einem sehr guten Weg. Jede Versorgungskette hinterlässt einen globalen Fußabdruck. Straumann hat sich dem kontinuierlichen Evaluieren und Verbessern des Abfallmanagements verpflichtet, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern und die Ressourceneffizienz zu verbessern. Verantwortungsbewusstes Handeln ist eine wichtige Verpflichtung für uns. Aus diesem Grund bestimmen die Statuten der Straumann-Gruppe, der Verhaltenskodex und interne Richtlinien unser tägliches Verhalten und die Entscheidungen im gesamten Unternehmen.

Was wurde bereits realisiert?

Wir haben 2022 erhebliche Fortschritte in Bezug auf Nachhaltigkeit gemacht. So haben wir unter anderem ein neues Kundenfeedback-Programm in Betrieb genommen. Es wurde entwickelt, um das Feedback weltweit zu messen, zu verstehen und uns die Möglichkeit zu geben, noch kundenorientierter zu werden. Wir haben uns mit Initiativen zur Stärkung der Unternehmenskultur, Diversität und Inklusion befasst und die Flexibilität am Arbeitsplatz erweitert. Damit wollen wir Führungsqualitäten sowie ein verstärktes Engagement fördern und unseren Mitarbeitenden mehr Entwicklungsmöglichkeiten bieten. All diese Themen helfen uns, hervorragende Talente weltweit zu gewinnen und zu binden.

Unser kontinuierlicher Fokus auf Führung und Kultur führte im Jahr 2022 zu einer gruppenweiten Bewertung des Mitarbeiterengagements von 81 Punkten (plus 1 Punkt gegenüber 2021). Damit liegt die Gruppe zwei Punkte über einer globalen Benchmark und wir gehören zu den besten 25 % der Unternehmen weltweit. Deutschland liegt in unserer aktuellen Umfrage bei 86 Punkten. Im Jahr 2022 haben wir unsere Produktionsmanagementsysteme standardisiert, dadurch wurde die Geschäftskontinuität erheblich verbessert und ein entsprechender Beitrag für unseren Planeten und die Gesellschaft geleistet. Im selben Jahr haben wir außerdem ein Lieferantenportal eingeführt, das uns auch bei der Verbesserung der Emissionsberichterstattung helfen wird. Außerdem haben wir uns nach dem Beitritt zur Science Based Targets Initiative (SBTi) im Jahr 2021 das ehrgeizige Ziel gesetzt, unsere Netto-Null-Emissionen zu reduzieren. Unser Ziel umfasst einen kurzfristigen Emissionsreduktionspfad und eine langfristige Gesamtstrategie zur Reduzierung der Emissionen auf einen Netto-Null-Zustand bis 2040. Und dann haben wir auf unserem Freiburger Gebäude seit letztem Jahr zwei große Bienenvölker angesiedelt. Durch unseren Einsatz für den Schutz der Bienen tragen wir zur Erhaltung der Biodiversität und zum Schutz unserer Umwelt bei. Unsere Bienen produzierten insgesamt dieses Jahr 100 kg Bienenhonig, eine wahrlich beeindruckende Leistung.

Welche Auswirkungen hat die nachhaltige Ausrichtung auf Produktion und Forschung & Entwicklung?

Wir entwickeln intelligente, innovative Lösungen, die nahtlose Arbeitsabläufe ermöglichen, die Praxiseffizienz verbessern und ein außergewöhnliches Kundenerlebnis bieten. Auch die Patienten profitieren davon, denn die Zeit vom ersten Behandlungstermin bis zur finalen Versorgung wird deutlich verkürzt. Ein gutes Beispiel dafür, wie Innovation über Produkte hinausgeht und sich auf andere strategische Schwerpunktbereiche auswirkt, ist unsere nachhaltige Verpackungslösung „Learn in a Box“. Dieser Karton enthält bis zu 25 % Grasfasern. Der Energieverbrauch bei der Herstellung wird im Vergleich zu herkömmlichen Methoden um 97 % reduziert, und der Prozess erfordert sehr wenig Wasser und keine Chemikalien. Nach diesem erfolgreichen Pilotprojekt werden wir neue Möglichkeiten zur Nutzung des innovativen Materials untersuchen.

Wie reagieren Kunden auf Ihr nachhaltiges Engagement?

Auch unsere Kunden beschäftigen sich in ihren Praxen und Laboren intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Das erfahren wir täglich in persönlichen Gesprächen oder bekommen es auf Kongressen und Veranstaltungen gespiegelt. Als Partner von Organisationen wie greenviu und der Initiative Die Grüne Praxis unterstützen wir dieses Anliegen, um die medizinische Industrie in Richtung Nachhaltigkeit voranzubringen.

Wie sind Innovationen und die Einführung von Neuprodukten in die nachhaltige Strategie eingebettet?

Bei der Einführung von Neuprodukten achten wir darauf, unseren wichtigsten Nachhaltigkeitsbereich, die Mundgesunheit, durch Innovationen voranzubringen. Eine Innovation wie GalvoSurge gehört zum Beispiel in diesen Bereich: Wenn man sich ehrlich mit der Implantologie beschäftigt, weiß man, dass die Periimplantitis, bei den Millionen inzwischen gesetzten Implantaten ein großes Thema ist. Diesem Thema müssen wir uns weiterhin widmen und Lösungen für die Prävention und Therapie finden. GalvoSurge ist derzeit für die Periimplantitis-Therapie ein sehr effektives und gut akzeptiertes Reinigungsverfahren. Das Verfahren ist minimalinvasiv und schont die umliegenden Strukturen, gerade im Vergleich zu den chirurgischen Verfahren, dem Einsatz von Titanbürsten etc.

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