Die Praxis mit 8 Kennzahlen sicher steuern
D&W RedaktionFür Zahnarztpraxen ist Controlling das Instrument, um ein anvisiertes Ziel auf direktem Weg sicher zu erreichen. Dafür kommen Praxis-Kennzahlen zum Einsatz. Praxisökonom Mathias Leyer* erklärt, wie man Kennzahlen optimal nutzt.
So wie ein Navigationsgerät vor Unwegsamkeiten warnt, macht dies auch das Controlling. Betriebswirtschaftler nutzen dieses Instrument, um ein Unternehmen zu steuern. Und das nicht nur in inflations- und rezessionsgeprägten Krisenzeiten.
Kennzahlen für die guten und die schlechten Zeiten
Praxisinhaber kennen diverse Kennzahlen aus der Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) von der Steuerkanzlei. Steuerberater zitieren dann gerne Zahlen und Prozentwerte von Umsatzrendite,
Personalkosten, Mitarbeiterproduktivität, Umsatz- und Kostenstunde der Praxis usw. In der Regel sind das gängige Kennzahlen, die etwas über die Liquidität, Rentabilität und Produktivität der Praxis aussagen.
In wirtschaftlich guten Zeiten und einer stabilen Patientennachfrage mag es ausreichen und seinen Zweck erfüllen, dass Steuerberater quartalsweise Rapport erstatten. Wenn sich die Zahnarztpraxis allerdings speziellen Herausforderungen wie einer Inflation oder dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz stellen darf, sind auch an das Controlling besondere Maßstäbe zu setzen. In solchen Zeiten ist es wichtig, dass Praxisinhaber die Kennzahlen nicht nur in kürzeren Zeitabständen zur Verfügung stehen, sondern dass der Fokus dann auf die wirklich relevanten und wichtigen Kennzahlen gerichtet ist.
Weitere Details zu Kennzahlen erfahren Sie in diesem Beitrag:
Mit Kennzahlen bringen Sie Ihre Zahnarztpraxis auf Erfolgskurs
Die Vorteile von Praxis-Kennzahlen
Parallel zu den gängigen Kennzahlen der Produktivität, Rentabilität und Liquidität gibt es noch weitere spezielle Praxis-Kennzahlen. Sie haben den großen Vorteil, dass sie …
- präziser sind,
- wichtige Informationen liefern, die in der BWA meist nicht dargestellt werden,
- auch prozessorientiert fungieren und sich damit wichtige Meilensteine bei den relevanten Praxisabläufen bewerten lassen,
- monatlich ausgewertet werden und nicht – wie bei der BWA üblich – zeitverzögert erst nach Quartalsende,
- im Idealfall von der Praxis selbst erhoben und ausgewertet werden können,
- der Praxis ein sofortiges Handeln ermöglichen.
Auf Erfolgskurs mit diesen 8 Praxis-Kennzahlen
Mit diesen 8 aussagekräftigen Praxis-Kennzahlen umschifft die Zahnarztpraxis jede Untiefe. Sie beantworten konkrete Fragestellungen:
1. Sofortliquidität
- Steht ausreichend Geld zur Verfügung, um kurzfristige Verbindlichkeiten bezahlen zu können?
- Haben wir finanzielle Rücklagen für unvorhersehbare Ereignisse gebildet, die wir dann benötigen, wenn beispielsweise ein Wasserrohrbruch die Praxis spontan außer Betrieb setzt?
2. Neupatienten
- Kommen ausreichend neue Patienten?
- Sind unsere Stammpatienten treu?
3. Honorar pro Patient
- Wie viel Honorarumsatz generieren wir je Patient?
4. Vor- und Nachsorge-Konzept
- Wie viel Honorarumsatz generieren wir bei den Behandlungsleistungen IP, PZR, UPT?
- Wie rentabel arbeitet unser Profit-Center Prophylaxe?
5. Geschriebene vs. realisierte Heil- und Kostenpläne
- Wie viel Prozent der geschriebenen Heil- und Kostenpläne werden realisiert?
- Gibt es Veränderungen, insbesondere bei hochwertigen und hochpreisigen Behandlungsleistungen?
Hier erfahren Sie, wie Sie mehr Umsatz mit Heil- und Kostenplänen machen können: Umsatz steigern über Heil- und Kostenplan und Mehrkostenvereinbarung
6. Selbstzahler-Leistungen
- Wie viel Prozent unserer Praxiseinnahmen werden nicht über die KZV vereinnahmt?
- Gibt es eine Veränderung, beispielsweise in der Zuzahlungsbereitschaft unserer Patienten?
7. Return on Marketing-Investment
- Machen sich unsere Marketing-Bemühungen – finanziell und zeitlich – bezahlt?
- Können wir den Erfolg einzelner Marketing-Maßnahmen messen und nachweisen?
8. Leistungs-Stundensatz
- Wie produktiv arbeitet unsere Praxis bzw. einzelne Behandler?
- Wie ist die Auslastung der eingeplanten Behandlungsstunden?
- Können wir den kalkulierten Honorarumsatz je Behandlungsstunde erwirtschaften?
In jeder Praxis gibt es individuelle Fragestellungen. Die Implementierung des Controllings mit aussagekräftigen Kennzahlen erfolgt pragmatisch einfach auf Basis einer Input-Output-Analyse mit individuellem Stärken-Schwächen-Profil der Praxis.
Eine gute Ergänzung zu diesem Beitrag sind folgende Artikel:
Controlling – die Prävention für die Zahnarztpraxis
Strategiefindung: So erreichen Sie Ihre Praxisziele
Die Kunst der Fokussierung: Warum Finanzplanung für Zahnärzte so wichtig ist
Unser Autor:
* Mathias Leyer ist Gesundheitsökonom, Trainer und Berater mit den Tätigkeitsschwerpunkten Praxisökonomie, Coaching und einer Vorliebe für stimmige Marketingkonzepte.
www.zahnarztpraxis-konzept.de, kontakt@zahnarztpraxis-konzept.de