Reformen für die Riester-Rente endlich auf dem richtigen Weg?
D&W RedaktionLange gab es weder Reformen der gesetzlichen noch politische Impulse zur Stärkung der privaten Renten. Auch die notwendige Reform der Riester-Rente lässt auf sich warten. Nun hat die von der Bundesregierung eingesetzte „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ konkrete Vorschläge vorgelegt.
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung DIVA sieht die Resultate der Fokusgruppe im Einklang mit den Wünschen der Bevölkerung und wertet sie in einer Mitteilung als Schritt hin zu einer breit angelegten Riester-Reform.
Empfehlungen der Fokusgruppe zur Riester-Reform
Die DIVA fasst die Riester-Empfehlungen wie folgt zusammen:
- Einen staatlich verantworteten Altersvorsorgefonds, wie ihn vor allem Bündnis90/Die Grünen wollten, soll es nicht geben.
- Die Riester-Zulagenförderung soll beibehalten werden und zukünftig auch Selbständigen zugutekommen.
- Das Produkt soll einfacher und dadurch kostenärmer und renditestärker werden.
- Die bisherigen Garantie- und Verrentungsverpflichtungen sollen nicht mehr obligatorisch sein, der Kunde also wählen können.
- Riester-Bestandskunden sollen in neue Tarife wechseln können.
- Fonds ohne Garantien und Verrentung würden damit, was staatliche Förderung angeht, faktisch gleichgestellt mit lebenslangen Renten mit Garantien.
In der Riester-Rente mehr Chancen eröffnen
Die Fokusgruppe empfehle also, so die DIVA, Vorhandenes weiterzuentwickeln. Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA), äußert sich in der Mitteilung: „Es ist zu begrüßen, dass nun eine überfällige Lösung für das Riester-Sparen kommen soll, das durch Öffnung der bisher sehr engen politischen Vorgaben mehr Chancen auf Rendite hätte. Die Fokusgruppe trägt damit dem Niedrigzinsumfeld Rechnung. Denn mit 100%-Garantien und ohne Zinsen ist nun mal kaum Geld zu verdienen. Mit den Empfehlungen der Fokusgruppe entstehen die Optionen, nach eigenen Präferenzen auf Sicherheit oder mehr auf die Chancen des Kapitalmarktes zu setzen.“
Mit der Wahlfreiheit für Garantien und Verrentung entstünde, schreibt die DIVA, nach dem Votum der Fokusgruppe auch mehr Wettbewerb zwischen Rentenversicherungen und Fonds. Die Lebensversicherer behalten aber ihren „USP“. Denn nur sie dürfen und können lebenslang garantiert verrenten.
So sehen Bürger die Altersvorsorge
Das DIVA führt regelmäßig Umfragen zur Altersvorsorge durch. Aktuell sollten 1.000 Bürgerinnen und Bürger zu den Ideen der Fokusgruppe Stellung nehmen. Einen staatlich verantworteten Fonds für die Altersvorsorge sehen die Menschen dabei überwiegend kritisch, urteilt die DIVA:
- 61,4 % vertrauen privaten mehr als staatlichen Angeboten.
- 67,4 % trauen dem Staat ein professionelles Fondsmanagement nicht zu.
- 74,8 % hätten bei einem staatlich verantworteten Fonds Sorge, dass die Politik Mittel für die Altersvorsorge zweckentfremdet.
Reform bei der Riester-Rente und staatliche Förderung der Altersvorsorge gewünscht
Reformbedarf bei Riester sehen in der DIVA-Umfrage 64,3 % der Befragten. Dass Verträge fortgeführt und umgestellt werden können, bewerten 65,7 % positiv. Und dass auch Selbständige Riester-Zulagen erhalten sollen, befürworten zwei Drittel (65,0 %) aller Befragten.
Staatliche Förderung ist für 42,9 % ein wichtiges Motiv für den Abschluss eines Vertrages. 73,8 % sind der Auffassung, dass der Staat auch das reine Aktiensparen fördern sollte. Dabei bevorzugen 43,0 % Zulagen, 31,3 % die (vorgelagerte) steuerliche Förderung und 18,8 % eine einmalige staatliche Prämie bei Ablauf.
Gründe für die Skepsis gegenüber der Riester-Rente
Geht es um die Rendite, geben 39,1 % derjenigen, die ihren Riester-Vertrag gekündigt haben oder ihn nicht mehr besparen (n=368), als Hauptgrund Renditeschwächen an. Bei 32,6 % sind es die finanziellen Möglichkeiten und bei 28,8 % Zulagenkürzungen.
Fragt man diejenigen ohne Riestervertrag (n=196), ist mit 41,8 % die unzureichende Rendite der Hauptgrund dafür, dass kein Vertrag abgeschlossen wird. Auch zu Garantien zeigt sich eine Tendenz: 56,9 % der Befragten mit Riester-Vertrag wünschen sich die Abschwächung oder Abschaffung der 100%-Garantie, 37,7 % wollen sie beibehalten. 20,4 % aller Befragten wünschen sich eine lebenslange Rente, 34,7 % würden zugunsten von mehr Renditechancen auch eine befristete Rentenzahlung akzeptieren.
„Angesichts dieses Stimmungsbilds in der Bevölkerung kann man der Fokusgruppe nur gratulieren. Im Grunde finden alle Vorschläge Zustimmung. Was aber noch wichtiger ist: Mit der Flexibilisierung des Riester-Sparens in vielen Bereichen werden viel mehr Bürgerinnen und Bürger mit ihren individuellen Präferenzen und Bedürfnissen erreicht. Man kann eigentlich nur hoffen, dass die Bundesregierung die entsprechende gesetzliche Umsetzung schnell auf den Weg bringt“, fasst Prof. Heuser die Ergebnisse in der DIVA-Mitteilung zusammen.
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Quelle: DIVA