Vorsorgen fürs Alter: selbst ist der Sparer und jung
D&W RedaktionSich selbst um die Vorsorge kümmern und damit jung beginnen – das scheint in den vergangenen Jahren der Trend zu sein. Außerdem sind Aktien und Immobilien als Geldanlage beliebter geworden. Das zumindest zeigt eine Erhebung zum Vorsorgeverhalten in Deutschland.
Das Unternehmen Swiss Life hat das Spar- und Anlageverhalten seiner 1,6 Mio. Kunden analysiert. Der Report betrachtet die Entwicklung des Vorsorgeverhaltens der letzten 10 Jahre und der vergangenen 18 Monate – also die Zeiten hoher Inflation und der Zinswende.
Bewusstsein bei Jüngeren steigt
Das Durchschnittsalter beim Abschluss der ersten Altersvorsorge, Absicherung oder eines Investments ist binnen der letzten zehn Jahre von 36,9 Jahren auf 35,4 Jahre gefallen. „Junge Menschen wissen, dass sie für die Rente selbst vorsorgen müssen und machen das immer früher“, sagt Jörg Arnold, Geschäftsleiter bei Swiss Life Deutschland. „Damit legen sie bereits in jungen Jahren den Grundstein für ihre finanzielle Selbstbestimmung.“ Diese Entwicklung ist bei Swiss Life über alle Produktkategorien, mit Ausnahme der betrieblichen Altersversorgung, zu beobachten. Besonders in der Flexiblen Privatvorsorge (minus 5,7 Jahre), bei Immobilien und Alternativen Investmentfonds (minus 6,1 Jahre) sowie Investments (minus 4,2 Jahre) sank das Durchschnittsalter der Sparer erheblich.
Ihr Einkommen sichern Menschen durchschnittlich im Alter von 29,1 Jahren ab, sparen ab einem Alter von 29,4 Jahren mit einer Rürup-Rente und ab 29,6 Jahren mit einer privaten Rentenversicherung in der dritten Schicht.
Aktien und Immobilien für die Vorsorge im Trend
Darüber hinaus zeichnet sich laut Swiss Life Report ein Trend ab: Junge Menschen investieren verstärkt in Aktien und Immobilien. Bei den Investments kam es in der Altersgruppe der 16- bis 30-Jährigen in den letzten 10 Jahren zu einem Wachstum
von 454 %. „Die junge Generation bringt eine hohe Bereitschaft für Aktien mit, sie sind mit dem Nullzins aufgewachsen und nutzen die Chancen der Kapitalmärkte“, so Arnold. Gleichzeitig hat sich die Nachfrage nach Immobilien und alternativen Investmentfonds (AIF) seit 2012 mehr als verachtfacht. Dieses Wachstum ist im Report ebenfalls vorrangig von der jungen Altersgruppe getrieben, aber auch von Frauen.
Frauen sorgen seltener vor, fangen aber früher an
Frauen sorgen weiterhin seltener vor als Männer. Im vergangenen Jahr waren 42 % der Swiss Life Kunden weiblich und 58 % männlich. Die Kundinnen sind aber mittlerweile im Durchschnitt ein Jahr jünger (36 Jahre), wenn sie zu sparen beginnen oder eine Versicherung abschließen. Beim Abschluss eines Altersvorsorgeprodukts sind Frauen mittlerweile 31,7 Jahre alt und beginnen damit durchschnittlich 2,3 Jahre früher mit ihrer Vorsorge als noch im Jahr 2012.
„Die Rente ist ein Spiegelbild des Arbeitslebens. Durch die weiterhin bestehenden Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern werden Frauen gleich doppelt benachteiligt, denn das schlägt sich auch in durchschnittlich niedrigeren Rentenansprüchen nieder. Daher ist es umso wichtiger, mehr Frauen für die zusätzliche Altersvorsorge zu gewinnen“, sagt Arnold.
Die repräsentative Studie, die YouGov im Auftrag von Swiss Life Deutschland durchführte, zeigt zudem: 34 % der Frauen in Deutschland investiert noch überhaupt nicht in ihre Altersvorsorge (Männer: 30 %), sie haben aber überdurchschnittlich häufig Sorge vor Altersarmut. 56 % der Frauen haben Angst vor fehlenden Finanzmitteln in der Rente.
Corona-Pandemie und Inflation beeinflussen Vorsorgeverhalten
Wie der Vorsorgereport zeigt, hatte die Corona-Pandemie hinsichtlich der Sparbereitschaft einen positiven Effekt: Mehr Menschen haben sich gemäß Auswertung mit ihrer Altersvorsorge und ihren Investments beschäftigt. Neue finanzielle Spielräume, wie bspw. die Abschaffung des Solidaritätszuschlags, wurden dazu genutzt.
Die gegenwärtige Inflation führte offenbar nicht zu einer nachhaltigen Veränderung im Vorsorgeverhalten. „Die Menschen bleiben ihrer Altersvorsorge auch in Inflationszeiten treu“, so Swiss Life-Chef Arnold. Die Investition in die Alterssicherung habe in den ersten drei Monaten 2023 sogar um 20 % zugenommen. Im Zuge der Rechnungszinssenkung verloren Riesterrenten an Attraktivität für Sparer. Die Nachfrage nach der staatlich geförderten Privatrente erreichte im vergangenen Jahr einen Tiefstand. In den Jahren zuvor waren Riesterrenten vor allem bei Frauen eine stark nachgefragte Vorsorgelösung.
Mehr Bausparen für die Vorsorge
Im vergangenen Jahr verzeichnete Swiss Life ein Nachfrageplus von 54 Prozent im Bereich Immobilien und alternative Investmentfonds. Insbesondere Frauen und Personen mit einem Einkommen von unter 2.000 €/Monat nutzten die Chance dieser Anlageform. Die Zinswende führte bei den Kunden der Swiss Life-Finanzberatung gleichzeitig aber zu einer Renaissance von Bausparverträgen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden im letzten Jahr 212 % mehr Verträge abgeschlossen.
Auch die Marktforschung von Swiss Life bestätigt diesen Trend. Knapp ein Fünftel der Befragten plant den Erwerb einer Immobilie in den nächsten zehn Jahren. Aufgrund gestiegener Finanzierungskosten haben immerhin 13 % aller Befragten von einem Immobilienkauf wieder Abstand genommen. Ein Drittel hingegen bleibt optimistisch und sieht den Traum vom Eigenheim weiter erreichbar.
Swiss Life-Chef Jörg Arnold zieht aus dem Report zum Vorsorgeverhalten ein positives Fazit: „Die Sparerinnen und Sparer sorgen selbstbestimmt für ihr Alter vor und das in immer jüngeren Jahren. Dabei setzen sie zunehmend auf Aktien und Immobilien – ein gutes Zeichen für die Alterssicherung in Deutschland.“
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Quelle: Swiss Life