Natürliche Hausmittel für die Zähne: gefährlich oder sinnvoll?
D&W RedaktionIn dieser Folge ihrer Kolumne „Bitte lächeln“ sprechen die niedergelassenen Zahnärztinnen Dr. med. dent. Juliane Becker und Dr. med. dent. Schamiem Stumpfe über Sinn und Unsinn zahnmedizinischer Hausmittel und natürlicher Produkte.
Hausmittel für unterschiedliche Wehwehchen sind beliebt und es gibt sie schon seit jeher. Denn das Hausmittel, das man von der Oma hat, hilft doch meistens am besten, oder etwa nicht? Meist sind es Tipps wie gestampfte heiße Kartoffeln oder Zwiebeln bei einer Ohrenentzündung auf die Ohren zu legen oder heiße Milch mit Honig bei Husten zu sich zu nehmen. Wie sieht es aber aus mit Hausmitteln für die Zähne?
Hausmittel in Gelb: Zahnbleaching mit Kurkuma
Schamiem, was sind deine Erlebnisse?
Da erinnere ich mich gerne an eine Patientin, die mir erzählte, man müsse Kurkuma auf die Zähne schmieren, dann würden die so weiß wie bei einem Zahnbleaching. Nach einem Selbstversuch musste ich allerdings feststellen, dass mein ganzer Mund inklusive Zähne nur gelb waren! Der Selbsttest war also gescheitert. Heutzutage möchte man möglichst alles auf Naturbasis, ohne Chemie, plastikfrei, gesund und am besten vegan haben. Na klar weiß ich, was in meiner Zahnpasta ist, wenn ich sie selber herstelle! Das ist natürlich der Vorteil. Zudem kann ich durch die Wahl des ätherischen Öles die Geschmacksrichtung vorgeben. Es gibt allerdings auch Nachteile! Sie enthalten kein Fluorid, bieten also weniger Kariesschutz, und meist entsteht nicht die gewünschte Schaumbildung, die einen großen Reinigungseffekt vor allem fürs Zahnfleisch bietet.
Juliane, was sagst du dazu?
Natürliche Zahnpflegemittel
Wir arbeiten in unserer Praxis sehr viel mit ätherischen Ölen und natürlichen Produkten. Biologische Zahnmedizin funktioniert, auch wenn an erster Stelle immer die Schulmedizin steht.
Das Entscheidende für die Anwendung dieser Produkte ist aber eine entsprechende Recherche und die Freigabe der Inhaltsstoffe. Das Selbermachen von Zahnpflegemitteln ist in der Praxis nicht möglich und nur im Hausgebrauch erlaubt. Es gibt sehr viele Kräuter und Pflanzen, mit denen wir arbeiten können, um Zahnfleischbluten zu stoppen oder Entzündungen zu lindern. Es bedarf aber auch hier einer genauen Anamnese und Beratung, welches Mittel gegen welche Erkrankung hilft und ob es Sinn macht.
Was wir absolut empfehlen können, sind selbstgemachte Mundspülungen aus Kamille, Salbei oder Teebaumöl. Diese haben gewisse antibakterielle und somit auch entzündungshemmende Effekte.
PS: Für alle, die mehr zu dem Thema wissen wollen: Es gibt sicherlich Youtuber, die hier gerne Anleitung geben. Vor dem Selbstversuch sollten Sie aber bitte mit Ihrem Zahnarzt oder Apotheker des Vertrauens sprechen!
Unsere Kolumnistinnen: Dr. Juliane Becker ist Zahnärztin und hat 2018 eine Bestandspraxis in Dießen am Ammersee übernommen.
Dr. Schamiem Stumpfe ist Kieferorthopädin und hat seit Dezember 2019 ihre kieferorthopädische Praxis in Starnberg.