Social Media und Zahnmedizin: Gefahr oder Chance?
D&W RedaktionIn ihrer Kolumne „Bitte lächeln“ sprechen die niedergelassenen Zahnärztinnen Dr. med. dent. Juliane Becker und Dr. med. dent. Schamiem Stumpfe über Erfahrungen aus ihrem Praxisalltag. In dieser Folge geht es um den Nutzen von Social-Media-Kanälen
Kennen Sie sich mit sozialen Netzwerken aus? Haben Sie einen Instagram- oder Facebook-Account? Oder gar ein Konto bei der Videoplattform TikTok? Oder gehören Sie eher zur Fraktion „LinkedIn“? Vielleicht lehnen Sie Social-Media-Kanäle auch prinzipiell ab?
Haben Sie dort jemals schon einen Gynäkologen mit einem Uterusmodell durch das Wartezimmer tanzen sehen? Oder einen Urologen, der die Prostata einmal durch den Raum wirft, dabei einen Salto macht und in die Kamera winkt? Klingt absurd, oder?
Was sich so unvorstellbar komisch oder wider den guten Geschmack anhört, ist in der Zahnmedizin offensichtlich normal. Bei uns wundert sich doch niemand, wenn wir uns in den sozialen Medien zum Affen machen. Und so scheint es uns, als sei manchen Kolleginnen und Kollegen die Zahl der Follower zunehmend bedeutender als manch andere – betriebswirtschaftliche – Kennzahl in der eigenen Praxis.
Seriosität und Aufklärung in den Vordergrund stellen
Kann etwa das ganze Getanze auf der Videoplattform TikTok problematisch für unser Berufsbild werden? Lockert es das Klischee des Porsche-fahrenden und nachmittags am Handicap feilenden Zahnarztes etwas auf? Dann könnte man den Salto ja in der Praxis beginnen und im Cabrio landen! Aber wen will man mit so einem Video („Reel“) eigentlich erreichen? Und mit welchem Ziel?
Worum geht es uns eigentlich? Geht es darum, möglichst viele „Likes“ zu erhalten oder möchten wir unsere Patienten binden und neue hinzugewinnen? Wollen wir in den sozialen Medien Zahnarzt oder Influencer sein?
Verstehen Sie uns nicht falsch – auch unsere Praxen sind auf Instagram und Facebook aktiv. Wir gewinnen sogar Neupatienten, weil wir die Reichweite unserer Praxis durch Reels, Storys und Beiträge enorm erhöhen können. Aber: Wir sollten die Netzwerke vor allem dafür nutzen, Aufklärung zu betreiben und uns – gerne mit einem Augenzwinkern – als seriöse Zahnärzte und Kieferorthopäden präsentieren.
Gefährliche Trends kommentieren
Und hierzu gehört es auch, gefährliche Trends zu erkennen und Aufklärung zu betreiben. An Halloween gab es zum Beispiel den Trend, sich künstliche Fingernägel an die 3er zu kleben und als Vampir auf die nächste Party zu hüpfen. Auch der Hashtag #teethfillingchallenge, bei dem sich Nutzer mit einer Nagelfeile Zahnschmelz weggeschliffen haben, um die Zähne zu begradigen, sollte nicht unkommentiert bleiben.
Es kommt also auf die richtige Mischung aus Posts über zahnmedizinische Inhalte, Kommentaren zu gefährlichen Trends und etwas lustigeren Beiträgen an, die auch mal einen Trend aufnehmen.
Dazu können Sie auch Ihre Mitarbeiterinnen nach Ideen für den nächsten Post fragen. So entsteht ein abwechslungsreicher Kanal, mit dem man das vielleicht etwas angestaubte Zahnarztimage aufpolieren kann.
Und mit dem man vielleicht sogar den einen oder anderen neuen Patienten generieren kann!
Unsere Kolumnistinnen: Dr. Juliane Becker ist Zahnärztin und hat 2018 eine Bestandspraxis in Dießen am Ammersee übernommen.
Dr. Schamiem Stumpfe ist Kieferorthopädin und hat seit Dezember 2019 ihre kieferorthopädische Praxis in Starnberg.