Neues Antibiotikum zerstört Achillesferse multiresistenter Bakterien
D&W RedaktionMit einem Angriff auf die Zellhülle eliminiert ein neu entdeckter Wirkstoff multiresistente Keime wie MRSA. Ein multinationales Forschungsteam verzeichnet damit einen Erfolg auf der Suche nach alternativen Antibiotika.
Der neu entdeckte Wirkstoff Clovibactin wirkt vor allem auf grampositive Bakterien. Hierzu zählen die als Krankenhauskeime bekannten MRSA, aber auch die Erreger der weit verbreiteten Tuberkulose, an der weltweit viele Millionen Menschen erkranken.
Clovibactin attackiert hochwirksam die Zellwand von Bakterien. Das fand ein multidisziplinäres Team aus Forschern der Universität Bonn, des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), der Universität Utrecht (Niederlande), der Northeastern University in Boston (USA) und der Firma NovoBiotic Pharmaceuticals in Cambridge (USA) heraus. Die Ergebnisse sind in “Cell” veröffentlicht worden [1].
Resistenzentwicklung gegen neues Antibiotikum erschwert
“Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Bakterien nicht so schnell Resistenzen gegen Clovibactin entwickeln”, sagt Tanja Schneider vom Forscherteam. Denn die Erreger können die Zellwandbausteine nicht so leicht verändern, um das Antibiotikum zu unterlaufen – ihre Achillesferse bleibt damit bestehen.
Doch Clovibactin kann noch mehr. Nach dem Andocken an die Zielstrukturen bildet Clovibactin supramolekulare faserartige Strukturen aus, die die Zielstrukturen fest umschließen und die Bakterienzellen weiter schädigen. Bakterien, die auf Clovibactin treffen, werden außerdem dazu angeregt, bestimmte Enzyme – sogenannte Autolysine – freizusetzen, die nun unkontrolliert die eigene Zellhülle auflösen. “Die Kombination dieser verschiedenen Mechanismen ist der Grund für die außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit gegenüber Resistenzen”, erklärt Tanja Schneider. Dies zeigt, welches Potenzial noch in der natürlichen Vielfalt der Bakterien steckt, die für neue Antibiotika in Frage kommen.
“Ohne die interdisziplinäre Kooperation zwischen den Partnern wäre dieser wichtige Schritt im Kampf gegen Resistenzen nicht gelungen”, sagt Prof. Markus Weingarth aus dem Fachbereich Chemie der Universität Utrecht in den Niederlanden. Das Forschungsteam will nun seine Erkenntnisse nutzen, um die Wirksamkeit des Clovibactin weiter zu steigern. “Doch bis das neue Antibiotikum auf dem Markt kommt, ist es noch ein weiter Weg”, sagt Tanja Schneider.
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Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn über idw-online.de