Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Abrechnung
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Die Behandlung in der Zahnarztpraxis ist nur für die Patienten möglich, die diese ohne viel Mühen aufsuchen können. Was ist aber, wenn Ihre Patienten alters- oder krankheitsbedingt in ein Alters- oder Pflegeheim umziehen und somit Ihre Praxis nicht mehr regulär aufsuchen können? In dieser Situation kommt es häufig zu einer Verschlechterung der Mundhygiene und Mundgesundheit.

Wechselwirkung Pflegegrad und Mundgesundheit

Im Arbeitsalltag mit hoher Arbeitsbelastung des Pflegepersonals werden oft nur die offensichtlichen Bedürfnisse der Patienten wahrgenommen. Dies hat zur Folge, dass die Mundhygiene häufig in den Hintergrund rückt, wenn der Bewohner diese nicht selbstständig durchführen kann. Diese Selbstständigkeit nimmt mit zunehmender Pflegestufe ab, d. h. der zahnärztliche Versorgungsgrad nimmt mit dem Einzug in ein Alten- und Pflegeheim sehr häufig entsprechend ab, vor allem wenn der Pflegegrad sich erhöht.

Die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) weist in diesem Zusammenhang auch auf die Verschiebung oraler Erkrankungen in das höhere Lebensalter hin (Morbiditätskompression). Es ist daher wichtig, den Bereich der Alterszahnmedizin und die Behandlung der pflegebedürftigen Patienten nicht zu vernachlässigen und diesem Teilgebiet der Zahnmedizin mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Mehr Aufmerksamkeit bei Pflegebedarf

Diese drei Kriterien nehmen bei älteren Menschen ab – besonders stark, wenn diese einen Pflegebedarf haben:

  1. Nachlassende Therapiefähigkeit:
    Das hat zur Folge, dass sich ambulante Behandlungen in der Praxis erschwert werden oder sogar nicht mehr möglich sind.

  2. Verminderte Mundhygiene­fähigkeit:
    Die Patientinnen und Patienten benötigen Hilfe oder können ihre Mundhygiene nicht mehr selbst durchführen.

  3. Verminderte Eigenverantwortung:
    Die Patienten sind nicht mehr in der Lage, ihre Zahnarzttermine selbst zu organisieren und eigenständig in die Praxis zu kommen.

Im Zusammenhang mit diesen drei Kriterien verschlechtert sich sehr häufig die Zahn- und Mundgesundheit, die Belastbarkeit nimmt ab, was zunehmend auch für die zahnärztliche Versorgung gilt.

Kooperationsverträge mit Alten- und Pflegeheimen – Modell mit Zukunft

Die Nachfrage im Pflegesektor wird aufgrund des demografischen Wandels steigen, so dass die Kooperation zwischen Zahnarztpraxis und Pflegeheim für die Praxen ein Modell mit Zukunft sein kann.

Natürlich muss die Wirtschaftlichkeit für die einzelne Praxis anhand der aktuellen Rechtslage und Vergütungssituation im Einzelfall geprüft werden. Oft zögern Zahnärzte noch Kooperationsverträge mit Alten- und Pflegeheimen einzugehen.

Gründe dafür sind die eingeschränkten technischen Behandlungsmöglichkeiten und ein eventuell erhöhter organisatorischer Aufwand. Mit diesen Bedenken wird jedoch ein echter Wettbewerbsvorteil im Pflegesektor verschenkt. Die Kooperationspartner (Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV), Träger der Pflegeheime, Verbände der Pflegeberufe) haben gute Rahmenbedingungen geschaffen.

Kooperationsverträge regeln die Einzelheiten der Leistungserbringung, z. B. routinemäßige Eingangs- und Folgeuntersuchungen, Erreichbarkeit in Notfällen.

Cave: Trotz Kooperationsverträgen und dem damit einhergehenden privilegierten Zugang muss das „Recht auf freie Arztwahl“ gewahrt werden.

Zahnärztliche Betreuung von Senioren in Alten- und Pflegeheimen: Abrechnung ist möglich

Für diese Fälle wurden zusätzliche zahnärztliche Leistungen geschaffen, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden und nicht budgetiert sind.

Diese Leistungen legen ihr Augenmerk auf die Prävention und in Folge auf frühzeitige Therapie. Die Vorbeugung von Erkrankungen dient somit dem Erhalt der Mundgesundheit, was den allgemeinen Gesundheitszustand beeinflusst. Denn bekanntlich kann sich eine Parodontitis auf den gesamten Körper auswirken und das Herz-Kreislaufsystem, Diabetes oder Lungenerkrankungen negativ beeinflussen.

Bianka Herzog-Hock

CEO, PASiDENT GmbH
Bianka Herzog-Hock ist seit über 25 Jahren als geschäftsführende Gesellschafterin von Pasident Ansprechpartnerin für Abrechnung, Optimierung und Management in der Zahnmedizin.

info@pasident.de

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