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Geldanlage
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Es sind im Wesentlichen zwei Ursachen, die den traurigen Weg von der Kapitalmarktrendite, zu der vom Anleger letztlich vereinnahmten Rendite verantworten. Erstens sind es die – völlig unnötig – hohen Kosten der angebotenen Produkte, wie z. B. aktiv gemanagte Fonds oder die Kombination mit Rentenversicherung und Fonds. Und zweitens sind es unsere – allzu menschlichen und verständlichen – Fehlentscheidungen im Dilemma zwischen Risiko und Chance – also zwischen Angst und Gier.

Investoren: Könner oder Zufallsgewinner?

Fakt ist, dass es nur sehr wenigen privaten und professionellen Investoren gelingt, die angestrebte dauerhafte Marktrendite von 8 Prozent zu übertreffen. Und die wenigen vermeintlichen Anlagestars sind nicht etwa Könner, sondern einfach glückliche Zufallsgewinner. Das belegt unter anderem eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt, die in der Zeitschrift Finanztest im April 2017 mit dem Titel „Gewinnen statt Glänzen“ veröffentlicht wurde.

Passivität belohnt Anleger

Die beiden Wirtschaftsprofessoren Andreas Hackethal und Steffen Meyer hatten die Wertentwicklungen von 40.000 Privatanleger-Portfolios einer Direktbank im Zeitraum vom 1. Januar 2005 bis zum 31. Dezember 2015 untersucht. Das ernüchternde Ergebnis: Mit einer durchschnittlichen Rendite von 3,1 Prozent pro Jahr blieben die Portfolios der Privatanleger weit hinter den Wertzuwächsen des Gesamtmarktes zurück.

Die Anlegerdepots enthielten im Durchschnitt rund 80 Prozent Aktienanlagen (darin enthalten waren Einzelaktien, Aktienfonds, Zertifikate und Sonstiges) und etwa 20 Prozent Anleihen. Damit wäre im Untersuchungszeitraum eine Rendite von rund 8,7 Prozent per annum möglich gewesen. Voraussetzung: Um die 8,7 Prozent zu erreichen, hätten die Anleger in den breiten Markt investieren müssen, wie er beispielsweise vom Weltindex MSCI World abgebildet wird. Und nach dieser marktbreiten Investition hätten sie einfach stillhalten müssen.

Diese Passivität, auch „Buy & Hold (Kaufen und Halten)“-Strategie genannt, ist nahezu immer die ideale Vorgehensweise. Und ein weiterer Vorteil: Anleger schonen damit zusätzlich ihre Nerven, da eine marktbreite Indexmischung, wie zum Beispiel auf den MSCI World, vergleichsweise geringere Wertschwankungen im Portfolio verursacht als die selbst oder mithilfe eines Bankberaters gebastelte Individualanlage.

© Grafik: MedTriX (Quelle: Berechnungen von Prof. Andreas Hackethal und Prof. Steffen Meyer, Universität Frankfurt)

Einflussfaktoren für eine geringere Rendite als beim Weltindex MCSI World

Aktivität kostet Rendite

Die Grafik oben zeigt, wie dieses Ergebnis zustande kam: Oben in der Grafik sehen Sie die Rendite des MSCI World, der im benannten Zeitraum 8,7 Prozent pro Jahr erzielte und das trotz der Finanzkrise 2008, in der der MSCI World auch mal um knapp 40 Prozent eingebrochen war. Die drei Balken rechts daneben zeigen, welche Einflüsse in den Portfolios dafür gesorgt haben, dass die Anlegerdepots schlechter performten als der Weltindex. Zu versuchen, den richtigen Zeitpunkt für den Ein- und Ausstieg zu finden (Market Timing) brachte faktisch keinen Mehrwert. Dagegen zerstörte das ständige Wechseln der Strategie, der Kauf und Verkauf von einzelnen Positionen im Anlegerdepot mit minus 7,7 Prozent fast die gesamte Rendite. Am Ende hatten 86 Prozent aller Anleger im Durchschnitt 3,1 Prozent Rendite mit ihrem Anlagedepot erzielt. Die in der Studie untersuchten Depotbesitzer verschenkten also in diesem Zeitraum im Durchschnitt rund 5 Prozentpunkte Rendite pro Jahr!

Fazit: Breit investieren und Füße stillhalten

Was lernen wir daraus? Breit zu investieren und die Füße stillzuhalten, ist deutlich gewinnbringender, als mit Übereifer und ständig neuen Ideen den Markt schlagen zu wollen. Die Frage ist, warum die meisten Anleger auch nach Jahrzehnten, in denen sich die Börsenregeln niemals wirklich verändert haben, immer noch und immer wieder den Fehler machen, zu glauben, sie seien schlauer als alle anderen Marktteilnehmer.

Davor Horvat, Vorstand der Honorarfinanz AG. Foto: privat

Davor Horvat

Gründer und Vorstand, Honorarfinanz AG

d.horvat@honorarfinanz.ag