Wirtschaftsnachrichten für Zahnärzte | DENTAL & WIRTSCHAFT
Praxis

Respiratorische Synzytial-Viren, kurz RSV, sorgen in der kalten Jahreszeit für unzählige Atemwegsinfektionen. Für Zahnarztpraxen ist eine effektive Ansteckungsprophylaxe besonders wichtig. Das Team der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum wollte wissen, wie sich die Gefahr einer Ansteckung mit RSV verringern lässt.

Mit zwei einfachen Maßnahmen gegen Erkältungsviren

Die Forscher veröffentlichten ihre Daten in der Zeitschrift Journal of Hospital Infection [1]. Ergebnis: Zwei bereits in den Zahnarztpraxen übliche Maßnahmen schützen auch vor einer Ansteckung mit den häufig auftretenden RSV:

  • Alkoholbasierte Hand- und handelsübliche Flächendesinfektionsmittel schützen bei korrekter Anwendung gut vor der Übertragung des RS-Virus über kontaminierte Oberflächen.
  • Mundspülungen können die Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch senken, wie Daten aus dem Labor vermuten lassen.

Auf Oberflächen hartnäckig, aber besser zu entfernen als andere Viren

Um zu ermitteln, wie lange RSV auf Oberflächen ansteckend bleiben, untersuchte das Team der Bochumer Virologie, wie lange sich das Virus bei Raumtemperatur auf Edelstahlplättchen hält. Die Erkältungsviren zeigten sich dabei recht hartnäckig: „Die Menge ansteckungsfähiger Viren sank zwar mit der Zeit ab; wir konnten aber noch nach sieben Tagen Viruspartikel nachweisen“, berichtet Dr. Toni Luise Meister. „Besonders in Krankenhäusern und Praxen ist es daher wichtig, Oberflächen regelmäßig zu desinfizieren.“

Dafür eigneten sich in der Untersuchung alle geprüften Reinigungsmittel gut: Ein Test von fünf Oberflächendesinfektionsmitteln auf Basis von Alkohol, Aldehyd und Wasserstoffperoxid ergab, dass sie das Virus zuverlässig von Oberflächen beseitigen konnten.

Auch die von der WHO empfohlenen Handdesinfektionsmittel zeigten die gewünschte Wirkung. „Ein Alkoholgehalt von 30 Prozent genügte, damit wir nach der Händedesinfektion keine vermehrungsfähigen Viruspartikel mehr nachweisen konnten“, so Toni Luise Meister. RS-Viren sind somit einfacher unschädlich zu machen als manch andere Viren, wie etwa das Affenpockenvirus oder das Hepatitis-B-Virus.

Wer Patienten spülen lässt, ist im Vorteil

Die meisten Infektionen mit dem RS-Virus finden allerdings über Tröpfchen aus der Atemluft statt. Auch hier untersuchte das Team aus Bochum eine Maßnahme genauer, die bereits in vielen Zahnarztpraxen Anwendung findet: Das Risiko, dass eine infizierte Person ihre Viren weitergibt, sinkt, wenn sie den Mund 30 Sekunden lang mit einer handelsüblichen Mundspülung ausspült. Drei im Laborversuch getestete Mundspülungen für Erwachsene und drei von vier speziell für Kinder reduzierten die Virusmenge in der Probe so stark, dass das Virus nicht mehr nachweisbar war.

„Wenn wir annehmen, dass diese Ergebnisse aus dem Labor auf den Alltag übertragbar sind, sind wir der Erkältungswelle nicht hilflos ausgeliefert, sondern können aktiv etwas gegen Ansteckung tun“, fasst Toni Luise Meister zusammen. Zusammen mit den landläufig bekannten Hygiene-Regeln wie Händewaschen und Hustenetikette lässt sich das Ansteckungsrisiko für RSV damit eindämmen.

Auch dieser Artikel bestätigt die antivirale Wirkung von Mundspülungen:
Spülen vor der Behandlung verringert SARS-CoV-2-Last

[1] Toni Luise Meister, Martina Friesland, Nicola Frericks, Martin Wetzke, Sibylle Haid, Joerg Steinmann, Daniel Todt, Thomas Pietschmann, Eike Steinmann: Virucidal activity of oral, hand and surface disinfectants against respiratory syncytial virus, in: Journal of Hospital Infection, 2023, DOI: 10.1016/j.jhin.2023.08.009

Quelle: Ruhr-Universität Bochung über idw-online.de