Die Zahnarztpraxis als modernes Dienstleistungsunternehmen?
D&W RedaktionIn ihrer Kolumne „Bitte lächeln!“ berichten die niedergelassenen Zahnärztinnen Dr. med. dent. Juliane Becker* und Dr. med. dent. Schamiem Stumpfe* aus ihrem Praxisalltag. In dieser Folge geht es um das Thema Zahnarztpraxis als Dienstleister.
„Dienstleistung“ ist ein Wort aus der Wirtschaft. Man versteht darunter wirtschaftlich gesehen ein immaterielles Gut. Zersetzt man es in Dienst und Leistung, werden inhaltlich zwei Themengebiete erkennbar. Auf der einen Seite arbeiten wir in Diensten, sind täglich für Patienten erreichbar und erfüllen unseren hippokratischen Eid. Auf der anderen Seite wird vom Steuerbüro und der Wirtschaftlichkeit Leistung erwartet. Leistung, die uns als Unternehmen in den schwarzen Zahlen halten.
Juliane – ist ein Zahnarzt in Deinen Augen ein reiner Dienstleister?
Dr. Juliane Becker: Werden schöne Zähne mit perfekten Höckern und optimalem Biss mit bloßen Händen einfach produziert? Oder sind wir doch eher unserer Berufung erlegen und geben den Patienten die optimale, individuelle Behandlung?
Ich empfinde jeden Tag in meiner Praxis als Geschenk, das Glück, meiner Berufung nachgehen zu können. Egal, ob man Schmerzen lindert, schöne Zähne modellieren kann oder die Diagnose hinter dem nicht so offensichtlichen findet. Wenn man den Alltag als Berufung sieht und mit respektvollen Umgangsformen die Praxis als modernes Dienstleistungsunternehmen leitet, entsteht eine gesunde Symbiose. Das Qualitätsmerkmal eines Unternehmens Zahnarztpraxis sind nicht nur Zahlen, sondern hauptsächlich die Art und Weise, wie man Patienten betreut.
Und warum ist die Zahnarztpraxis in Deinen Augen ein Dienstleistungsunternehmen, Schamiem?
Dr. Schamiem Stumpfe: Unabhängig davon, dass ich mich teilweise immer noch als künstlerische Handwerkerin sehe, glaube ich, dass wir von der Bevölkerung immer öfter nur noch als Gesundheitsdienstleister angesehen werden.
Das liegt bestimmt auch an den Praxen, die dies als Marketingkonstrukt benutzen, wenn sie beispielsweise damit werben, dass Patienten nach großen Eingriffen direkt nach Hause können ohne irgendwelche Einbuße. Oder die Kliniken, die in den Großstädten eröffnet werden und die 24/7 geöffnet sind. Der Service heutzutage hat keine Grenzen mehr!
Was ist Deiner Meinung nach das wichtigste als Dienstleistungsunternehmer?
Dr. Schamiem Stumpfe: Man muss den Patienten begeistern! Bei Praxisgründung oder auch nach vielen Jahren einer bereits bestehenden Praxis fragt man sich: Was ist das Alleinstellungsmerkmal meiner Praxis? Und meiner Meinung nach gibt es nur ein einziges Alleinstellungsmerkmal, das nicht und von niemandem kopiert werden kann: das Team. Es ist die Aufgabe des gesamten Teams, den Patienten zu begeistern. In der heutigen Zeit wird es immer komplexer und die Aufgaben nehmen zu, sodass teilweise fast Höchstleistungen erbracht werden müssen!
Unser Fazit
Zusammenfassend kann man sagen, dass rein nach der Wortbedeutung die Zahnarztpraxis als Dienstleistungsunternehmen anzusehen ist. Im Kern sollte diese aber als Ort des Vertrauens und eher heimatlich betrachtet werden. Daran zu arbeiten ist der Schlüssel zu Leistung und am Ende auch zu wirtschaftlichem Erfolg.
*Unsere Kolumnistinnen: Dr. Juliane Becker ist Zahnärztin und hat 2018 eine Bestandspraxis in Dießen am Ammersee übernommen. Dr. Schamiem Stumpfe ist Kieferorthopädin und hat seit Dezember 2019 ihre kieferorthopädische Praxis in Starnberg.