Gesundheitsversorgung gehört nicht in die Hände von Spekulanten!
Marzena SickingNach einem aktuellen Bericht des Magazins „Panorama“ stehen investorenbetriebene Medizinische Versorgungszentren und der dort herrschende Umsatzdruck wieder im Fokus. KZBV und BZÄK fordern in diesem Zusammenhang ein stärkeres Eingreifen der Politik.
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und Bundeszahnärztekammer (BZÄK) nehmen die aktuelle Berichterstattung, insbesondere die Recherchen von „Panorama“ (NDR) zum Anlass, um erneut eindringlich an die Politik zu appellieren. Der ungebremste Zustrom versorgungsfremder Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland in die ambulante ärztliche und zahnärztliche Versorgung müsse endlich wirksam unterbunden werden, so die Forderung.
Bislang fehlt es an wirksamen gesetzlichen Maßnahmen
Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV: „Seit Jahren belegen wir der Politik mit Analysen und Gutachten die fatalen Folgen der Einflussnahme versorgungsfremder Investoren auf die Patientenversorgung, ohne dass bisher wirklich wirksame gesetzliche Maßnahmen ergriffen wurden.“
Das aktuelle Gutachten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) belegt eindrucksvoll die Richtigkeit der seinerzeitigen im Auftrag der KZBV erstellten Gutachten. Auch die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) teilt die Sorgen der Ärzte- und Zahnärzteschaft und hat in einem Beschluss den dringenden gesetzgeberischen Handlungsbedarf festgehalten. Wir schließen uns den Forderungen an, die bestehenden gesetzlichen Regelungen passgenau fortzuentwickeln.
Darüber hinaus sollte für mehr Transparenz und Patientenschutz auf Bundes- und Landesebene ein verpflichtendes Register für Medizinische Versorgungszentren (MVZ) geschaffen werden, so Eßer. „Angaben von gesellschaftsrechtlichen Eigentümerstrukturen auf Praxisschild und Website von MVZ müssen verpflichtend werden. Weiteres Abwarten der Politik führt zu unabwendbaren negativen Folgen für die Patientenversorgung in Deutschland.“
Massiver Umsatzdruck in iMVZ auf Zahnärztinnen und Zahnärzte
Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der BZÄK: „Die aktuellen Recherchen des NDR bestätigen, dass es bereits 5 nach 12 ist. Wenn dort gezeigt wird, wie auf Zahnärztinnen und Zahnärzte in einigen iMVZ massiver Umsatzdruck ausgeübt wird, hat das mit indikationsgerechter Zahnmedizin nichts mehr zu tun. Zumal die Zahnärztekammern als Berufsaufsichtsbehörden gegen das Konstrukt iMVZ keine Durchgriffsrechte haben. Zahnmedizin ist kein Gewerbe, so steht es schon in § 1 des Zahnheilkundegesetzes.“
Sollte die ungebremste Zunahme von iMVZ weiterhin nicht eingedämmt werden, sei zu befürchten, dass in absehbarer Zeit die zahnmedizinische Versorgung bald zu einem großen Teil aus „renditeorientierten Gesundheitsfabriken“ bestehen würde. Dies müsse die Politik jetzt aufrütteln. Auch die Erkenntnisse der neuen IGES-Studie, nach der die iMVZ deutlich höhere Abrechnungszahlen produzieren, sollte laut Benz zu einem raschen Umdenken führen. „Die Zahnmedizin in unserem Lande ist international auf Spitzenniveau – und das auch ohne Fremdkapital, welches nur zu Umsatzdruck, Über- und Fehlversorgung und somit Qualitätsverlust führen wird. Zahnmedizin ist persönliche Dienstleistung am und für den Menschen und keine Fließbandarbeit.“
Weitere Informationen zum Thema iMVZ darunter auch zwei Gutachten sind auf der Website der KZBV abrufbar. Die „Panorama“-Sendung ist in der ARD-Mediathek eingestellt, das Gutachten der KVB auf der Website der KVB veröffentlicht.
Quelle: KZBV und BZÄK